Der Queen Elisabeth Olympic Park entstand als Hauptveranstaltungsort für die Olympischen Spiele und die Paralympics 2012 in London durch die Umgestaltung einer Industriebrache im Stadtteil Stratford. Ziel der Nachnutzung des rund 250 Hektar großen Geländes im Osten der Stadt war ein hochkarätiges Kultur- und Bildungszentrum. Mittlerweile ist die Entwicklung des Quartiers „East Bank“ weit fortgeschritten: 2016 eröffnete das „Here East“ als neues Zentrum für Londons Kreativ- und Digitalindustrie, 2020 das Tanzzentrum des English National Ballet, 2023 das Fakultätsgebäude Marshgate als wichtigster und größter Baustein des neuen Campus des University College London (UCL).
Nun hat auch das London College of Fashion LCF seinen Sitz in East Bank bezogen. Den Neubau planten Allies and Morrison im Auftrag der University of the Arts London UAL als Teil der Stratford Waterfront, 2023 wurde es fertiggestellt. 2015 hatte das in London ansässige Büro den international ausgeschriebenen Wettbewerb gewonnen.
Durch die Zusammenlegung der sechs, bisher im Stadtgebiet verteilten Standorte, umfasst der Neubau mit über 40.000 Quadratmetern erstmals alle Abteilungen des renommierten LCF unter einem Dach. Es gilt als größtes Zentrum für Modedesign und Textiltechnologie und bietet derzeit rund 5.000 Studierenden Platz.
Das Gebäude auf quadratischem Grundriss ist als vertikaler Campus konzipiert. Seminar- und Vorlesungsräume, Werkstätten, Büros, Zeichenateliers, Fotostudios, Materiallager, Archive stapeln sich auf 17 Ebenen. Aufzüge verbinden alle Lehr- und Werkstattgeschosse bis hinauf zur Dachterrasse. Die öffentlich zugänglichen Räume auf den unteren Ebenen – ein großes Auditorium, Galerie- und Ausstellungsflächen, Bibliothek und Café – werden hingegen über eine skulpturale Treppe in der weitläufigen Eingangshalle erschlossen, die sich „wie eine Orangenschale entfaltet, um einen vertikalen Laufsteg zum Sehen und Gesehen werden zu schaffen“.
Dieses spindelförmige Treppenelement wiederholt sich auf den oberen Etagen des Gebäudes. Atrien verbinden unterschiedliche Abteilungen über mehrere Geschosse, schaffen funktionale und visuelle Bezüge, ermöglichen Tageslicht, Gemeinschaftsflächen und Interaktionsraum. Vergleichsweise schlicht und gedämpft ist die Materialpalette. Neben dem allgegenwärtigen Sichtbeton wurden Türen, Paravents, Balustraden, Handläufe und Einbaumöbel aus Ahornholz gefertigt, die Fenster und vorgehängten Fassadenelemente sind aus Aluminium.
Das London College of Fashion ist der erste fertige Baustein des Kulturkomplexes Stratford Waterfront. Voraussichtlich bis 2025 sollen die BBC Music Studios East Bank, ebenfalls von Allies and Morrison sowie das Tanztheater Sadler's Wells und ein Ableger des Victoria and Albert Museum, beide vom Dubliner Büro O'Donnell & Toumey entworfen, eröffnet werden. In der Nähe befindet sich auch das für die Olympischen Spiele entstandene Aquatic Center. (uav)
Fotos: Simon Menges
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auch ein | 30.04.2024 15:39 Uhrarchitekt
ich habe es geahnt!
die Treppen laufen nach Architektentext unter "Laufsteg":
"...werden hingegen über eine skulpturale Treppe in der weitläufigen Eingangshalle erschlossen, die sich wie eine Orangenschale entfaltet, um einen vertikalen Laufsteg zum Sehen und gesehen werden zu schaffen...."
Allerdings sieht man nur von oben rein, taugt also NICHT für den Laufsteg.
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