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23.04.2015

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Mitklagen!

Verein fairtrag gegen unzulässige Vertragsbedingungen


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Die Grundüberlegung ist verständlich, hat aber weitreichende Folgen für Planer: Weil sich die öffentliche Hand bei Bauprojekten künftig besser gegen Kostenrisiken absichern will, werden seit 2013 in Verhandlungsverfahren meist enge Kostenobergrenzen festgelegt, zu denen die Büros liefern müssen. In der Konsequenz aber eine unzulässige Verlagerung der Risiken.

Denn: Zum einen lassen sich zum Zeitpunkt der Vertragsvereinbarung die Kosten nur unzureichend kalkulieren. Zum anderen werden die entsprechenden Klauseln von Bund, Ländern und Gemeinden inzwischen flächendeckend  so formuliert, dass auch Risiken, die sich dem Einfluss der Büros entziehen, dennoch in ihre Verantwortung fallen. Überspitzt gesagt: Selbst wenn ein Bauherr ständig neue Änderungswünsche hat, schuld ist in Zukunft immer der Architekt.

Weil diese bereits praktizierten Vertragsklauseln im Streitfall existenzgefährdend sein können, hat sich jetzt unter dem Namen fairtrag – Initiative für faire Verträge mit der Öffentlichen Hand eine Gruppe von 25 Architekturbüros zusammengefunden, die im Februar als rechtsfähiger Verein gegründet worden ist. Von Auer Weber bis Wenzel+Wenzel Architekten: Gemeinsam soll eine Klage gegen solche unfairen, vorformulierten Beschaffenheitsvereinbarungen angestrengt werden. Eine renommierte Kanzlei hat die rechtlichen Aussichten einer solchen Klage bereits ermittelt und auch veröffentlicht. Vorsitzender des Vorstands ist Rainer Hascher von Hascher Jehle Architekten, im Vorstand sitzen außerdem Per Pedersen von Staab Architekten und Juan Lucas Young von sauerbruch hutton.

Um für diesen Weg gewappnet zu sein, sucht die Initiative nun bis Juni weitere Architektur- und Ingenieursbüros als Mitstreiter – der Mitgliedsbeitrag beträgt 100 Euro. Die Kosten einer Klage sollen so besser verteilt werden, es besteht aber auch die Vision einer neuen Institution, die sich ganz generell um ausgewogene Vertragsbedingungen und faire Zusammenarbeit bemüht.


Zum Thema:

www.fair-trag.de


Downloads:

fairtrag Memo Klage
fairtrag Vereinsaufruf

Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

13

Architekt | 11.05.2015 14:41 Uhr

Fairtrag

Vertrag kommt von vertragen

12

Stephan Suxdorf | 01.05.2015 11:46 Uhr

Honorardumping

Das Budget wird ja in den allermeisten Fällen von Beginn an viel zu niedrig angesetzt, um nicht nur
a) das Projekt politisch auf den Weg zu bringen, sondern vielmehr
b) im VOF-Verhandlungsverfahren die Honorare - oft in unzulässiger Weise die gesetzlichen HOAI-Mindestsätze unterschreitend – auf unangemessene Niveaus zu drücken.
Dem Architekten oder Generalplaner wird dann später gerne der schwarze Peter für Kostensteigerungen zugeschoben, ihm bleibt dazu auch noch der Kampf um eine angemessene Honorierung seiner Leistungen.

11

Thomas Kramps | 24.04.2015 15:36 Uhr

Kostenüberschreitungen

Einmal bei Licht betrachtet:
Nur zwei Gründe führen zu denjenigen Kostenüberschreitungen, die ständig durch die Medien geistern.
Grund 1: Das Budget ist von Anfang an bewusst zu niedrig angesetzt, um das Projekt politisch überhaupt erst möglich zu machen.
UND/ODER Grund 2: Der öffentliche Bauherr weiß nicht, was er will und ändert ständig die Vorgaben.
99,5% aller Kostenüberschreitungen lassen sich so erklären. Und der planende Architekt - lediglich Überbringer der schlechten Nachricht - soll dafür einstehen. Beim besten Willen, so kann das nicht weitergehen.

10

Petra | 24.04.2015 13:09 Uhr

Hut ab!

Die Zeiten der Depression sind offenbar vorbei und endlich nehmen Architekten das Heft selbst in die Hand. Hut ab!

9

Berliner Architekt | 24.04.2015 13:03 Uhr

Berufsverbot

Diese Beschaffenheitsklauseln in den Verträgen der öffentlichen Hand darf man einfach nicht unterschreiben! Rein formal ist das derzeit ein Berufsverbot durch die Hintertür. Jetzt ändern!

8

Thom | 24.04.2015 12:58 Uhr

Kammern

Liebe Leute,
Kammer-Bashing bringt auch nichts, das macht nur schlechte Gefühle. Besetzung von Kammern und BDA viel zu heterogen, als dass sie hier aktiv werden könnten. Bei der Verbreitung der Initiative jedoch könnten beide sehr wohl unterstützen. Also bitte machen

7

balina | 24.04.2015 11:44 Uhr

Initiative

Unterstützen! Da hilft auch keine GmbH oder PartmbB, wenn sich die öffentliche Hand doch einmal entschließen sollte, ihre Rechte aus diesen unsäglichen Verträgen bei den Architekten einzufordern!

6

Andreas Ruby | 24.04.2015 04:01 Uhr

Kammer / BDA

Sehr gute Initiative. Dass das Architekten selbst machen müssen, zeigt die komplette Irrelevanz von Architektenkammer und des BDA - mit Ausnahme des Berliner BDA, der das mit initiiert hat.

5

henning | 23.04.2015 22:40 Uhr

Kammer

Genau das ist aber die Arbeit und das Engagement, die ich von der Architektenkammer erwarten würde.

Und als nächstes dann bitte auch noch die Investoren verklagen, die Studien und Projektentwicklungen einfach nicht bezahlen (wollen), weil sie im nächsten Büro das auch umsonst bekommen.

4

M.C. | 23.04.2015 19:15 Uhr

Ahnungslos?

Das Memo der Anwälte liest sich ja wie ein Krimi!

Wissen die Auftraggeber Bund, Länder, Kommunen eigentlich um die Tragweite dessen, was sie da auf den Weg gebracht haben? Oder haben die nur voneinander abgeschrieben? Egal, es wird Zeit, dass sie aufwachen. Mitklagen!!

3

Fred Konkret | 23.04.2015 16:50 Uhr

Danke

Endlich kämpfen die Architekten für gemeinsame Interessen, wie man das von anderen Berufsständen auch her kennt. Ich möchte mich bei allen beteiligten Büros herzlich für das Engagement bedanken!
Wie Thomas B. bereits erwähnt hat, von der Kammer kammer nichts erwarten.

2

architekturpolizei | 23.04.2015 16:13 Uhr

super

ist auch an der Zeit, dass wir uns wehren.
Oder man gründet eine Gbr oder PartGmbB und hofft, dass das alles gut geht.
Risiko und Entlohnung stehen in keinem gesunden Verhältnis mehr.

1

Thomas B. | 23.04.2015 15:52 Uhr

Fairtrag

"Vision einer neuen Institution" Das kann Hoffnung geben - denn, wie wir ALLE wissen, die Architektenkammern haben hier bisher auf ganzer Linie versagt.

 
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