Australien hatte sich als erstes von der diesjährigen Biennale verabschiedet, dann folgte Russland mit der Ankündigung, seinen Beitrag nurmehr online bestreiten zu wollen. Doch ansonsten hielten die meisten Länder erst mal erstaunlich still, vermutlich der Entwicklungen der kommenden Wochen harrend. Das deutsche Team um Arno Brandlhuber durfte sich ohnehin gelassen geben, passt doch das Konzept mit seinem großen filmischen Anteil sehr gut in unsere streaminglastige Gegenwart. Doch nun, genau zwei Tage vor dem ursprünglichen Eröffnungstermin vermeldet Venedig, dass die Biennale wegen der Corona-Pandemie über den vor wenigen Wochen neu angesetzten Herbsttermin hinaus bis ins Jahr 2021 verschoben wird. Die Gärten bleiben leer in diesem Sommer.
Kurator Hashim Sarkis wird mit seinem Thema „How will we live together?“ auch 2021 weitermachen. Tatsächlich bekommt die Frage angesichts der noch immer akuten Krise eine fast schon unheimliche Prägnanz. Über eine bloße Architekturausstellung hinaus wird die Biennale damit zu einem Live-Experiment: Wie unmittelbar vermögen die Vertreter*innen der beteiligten Disziplinen, auf drängende Fragen des Moments zu reagieren? In diesem Sinne kündigte Sarkis an, im laufenden Jahr zumindest noch für eine Reihe von Veranstaltungen nach Venedig zurückkehren zu wollen. Und sicherlich wird davon auch einiges im Netz zu sehen sein, was vielleicht im kommenden Jahr für einen nachhaltigeren Diskurs sorgen könnte. Wie geplant stattfinden sollen die jährlichen Film-, Theater-, Tanz- und Musikfestspiele, die ebenfalls der Biennale-Organisation unterstehen.
Zur Begründung der Biennale-Verschiebung äußerte sich der neue Präsident Roberto Cicutto, der nun auch offiziell Paolo Barrattas Nachfolge angetreten hat, ähnlich wie bereits Anfang März. Entscheidend war weniger die Biennale als Veranstaltung, die man jenseits der Eröffnung vielleicht noch mit strengen Hygieneregeln hätte durchziehen können. Problematisch seien vielmehr die Schwierigkeiten, denen sich alle teilnehmenden Länder und Institutionen stellen müssen. In diesem Sinne merkte Cicutto auch an, mit dem neuen Termin den Bitten einer Mehrheit der Beteiligten nachzukommen. In Zukunft gehören die geraden Jahre also der Kunst, denn die von Cecilia Alemani kuratierte Ausstellung (inklusive des deutschen Beitrags unter Yilmaz Dziewio) wird ihrerseits ins Jahr 2022 verlegt. (sb)
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