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01.03.2017
Mixed-use Kachelspektakel
Van Dongen - Koschuch planen in Delft
Städtische Identität ist eine tolle Sache. Und dass eine Stadt, gerade wenn sie eher klein ist, stolz auf Personen, Institutionen und Erzeugnisse ist, die untrennbar mit ihrem Namen verbunden sind, versteht sich von selbst. In Delft soll nun ein Haus entstehen, das diese Fragen von Identität und Berühmtheit formal überspitzt in Architektur übersetzt. Van Dongen – Koschuch Architects and Planners aus Amsterdam haben den Entwurf für ein Haus vorgelegt, dessen Programm und Organisationsstruktur in der veröffentlichten Projektbeschreibung ein wenig vage bleiben. Die Zielsetzung des Projekts mit dem simplen Namen House of Delft ist jedoch mehr als ambitioniert. Im dezidierten Rückgriff auf die Geschichte technischer und künstlerischer Innovationen ist ein Gebäude mit Wohnungen und Studios geplant, in dem sich all das verdichten soll, was Delft ausmacht: „Das Unmögliche möglich zu machen, ist die DNA von Delft.“
Der Standort des Hauses ist prominent, nämlich am westlichen Rand der Altstadt, direkt neben dem neuen Hauptbahnhof von Mecanoo. Beide Projekte sind Teil einer größeren städtebaulichen Entwicklung. Noch vor wenigen Jahren dominierte hier der zentrale Schienenstrang der Eisenbahn, der nun unterirdisch verläuft. In architektonischer Hinsicht ist der Entwurf der Amsterdamer Architekten vor allem durch seine überspitzte Referentialität und seine Plakativität interessant. Zentrales Grundmotiv sind die Umrisslinien von zehn historischen Häusern berühmter Delfter. Drei dieser Häuser bestimmen die Kontur der Stirnseite des langgezogenen Baukörpers. Sieben weitere Häuser sind als Leerräume in den Baukörper eingeschnitten und definieren viergeschossige Studiobereiche, die wiederum durch Einbauten bespielt werden können und als Fenster zur Stadt konzipiert sind. Die Hülle zeigt sich kantig, glänzend und mit großen Fensterscheiben. Innen wie außen dominieren das Weiß und Blau der weltberühmten Delfter Fayencen und Kacheln.
Eine kritische Lesart des architektonischen Konzepts wird mindestens zweierlei interessant finden: Erstens die Fixierung auf die großen Persönlichkeiten und die Privatheit ihrer Wohnhäuser, deren Fassaden 1:1 in das Projekt übertragen wurden. Und zweitens die überzeichnete Inszenierung dieses historischen Rückgriffs. Man kann das alles als provinzielle Hypertrophie belächeln – oder einmal mehr darüber staunen, mit welch erfrischender Experimentierfreude die Niederländer ein solches Projekt umzusetzen versuchen. Vor allem darf man gespannt sein, ob sich in den sieben Studios einfach nur Firmen aus dem Kreativbereich präsentieren, oder ob tatsächlich eine von den Architekten postulierte Öffentlichkeit dieser Räume geschaffen werden kann. 2020 soll das House of Delft eröffnet werden. (gh)
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