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31.10.2022

Monolithische Zwillinge

VON M bauen Doppelhaus in Stuttgart


Bis Anfang des 19. Jahrhunderts dominierte im heutigen Stuttgarter Stadtteil Heßlach noch der Weinbau. Im Zuge der Industrialisierung und der damit einhergehenden Ansiedlung von Handwerk wurde der Talkessel stärker bebaut, und das Straßenbild veränderte sich. Seit 1878 besteht eine durchlaufende Anbindung an die Stuttgarter Kernstadt. Und mit der Jahrhundertwende entstanden dort erste Wohnsiedlungen für Arbeiter*innen. Straßennamen wie Rebenreute, Gebelsberg- oder Wannenstraße erinnern an die frühere Landwirtschaft. Auf rund zwei Prozent der Stadtfläche Stuttgarts wird übrigens noch heute Weinbau betrieben – zumeist von Winzergenossenschaften.

Auf einem der steilen Hanggrundstücke Heßlachs hat das Stuttgarter Büro VON M in diesem Jahr zwei baugleiche Wohnhäuser errichtet. Sie folgen in leicht versetzter Höhe dem Verlauf der Straße. Im Vergleich zur Umgebung sticht sofort die klare Formensprache und das monolithische Erscheinungsbild ins Auge. Prägend sind bodentiefe Fensteröffnungen, ebenerdige Eingangsloggien zur Straße sowie Terrassen im Obergeschoss. Da der Hang nach Süden stark ansteigt und bis zu drei Geschosse direkte Erdberührung absehbar waren, entschieden sich die Architekt*innen für eine Ausführung in Beton.

Der Grundriss beider Doppelhaushälften ist nahezu quadratisch. Die räumliche Gestaltung gliedert sich auf rund 230 Quadratmetern pro Einheit vertikal entlang der Treppenhäuser, die durch zur Straße orientierte, geschossübergreifende Lufträume begleitet werden. Bei Bedarf könnten hier später Fahrstühle nachgerüstet werden. Im Erdgeschoss befindet sich in jedem Haus neben hangseitigen Abstellflächen auch ein „universell nutzbarer Raum“, der laut Projektbeschreibung sowohl als Stellplatz für Fahrräder, als Arbeits- oder auch Gästezimmer denkbar ist. Darüber befinden sich Wohnbereich und Küche mit anschließender Terrasse sowie auf den beiden folgenden Geschossen Schlafräume mit jeweils einem großzügigen Badezimmer.

Um die Planungs- und Baukosten im Rahmen zu halten, wurden Betonfertigteile als konstruktionsprägendes Element gewählt. Zusammen mit industriell wirkenden Gittern als Absturzsicherung charakterisieren diese auch die Innenräume. Die Grundrisse sind so organisiert, dass sie in Zukunft mit geringem Aufwand umgebaut werden können. Dazu schufen die Planer*innen ein „kreuzförmiges Grundrissschema“, das durch Trennwände aus Holz, Schränke oder Vorhänge in kleinere Einheiten unterteilt werden kann. Holzleisten im Boden zeigen diese möglichen Zonierungen an. Derzeit werden die Doppelhaushälften von je einer Familie bewohnt. (sas)

Fotos: Zooey Braun


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