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24.04.2025
Waldorfschule auf Zeit
Urko Sanchez Architects in Nairobi
Ein Klassenzimmer wie eine Schnecke, ein Campus wie ein Dorf, und das Ganze auf Zeit: Am grünen Stadtrand von Nairobi hat das Büro Urko Sánchez Architects (Nairobi/Madrid) eine temporäre Erweiterung für eine Waldorfschule in der kenianischen Hauptstadt entworfen – eine durchaus ungewöhnliche Bauaufgabe, auch wegen der zeitlichen Begrenzung. In zehn Jahren ist auf dem Schulgelände voraussichtlich Schluss, denn der Pachtvertrag für das Grundstück läuft aus. Also musste ein Erweiterungskonzept her, das mit dem baldigen Rückbau rechnet.
Als Bauherrschaft tritt die Waldorfschule Nairobi auf, die bereits über bestehende Räumlichkeiten auf dem Areal verfügt. Diese wurden modifiziert und nehmen nun Büroflächen, Fachräume sowie Labore auf. Bei den Neubauten entschieden sich die Architekt*innen für Leichtbau und modulare Strukturen. Auf einer Fläche von circa 3.162 Quadratmetern entstand ein Ensemble aus vier Clustern mit jeweils vier bis sieben Klassenzimmern. Sie verteilen sich auf Lichtungen im Wald und bilden gemeinsam ein loses Gefüge aus Kindergarten, Grund- und Oberschule.
Diese Planungsidee macht aus der Waldorfschule ein wortwörtliches Dorf im Wald. Pfade verbinden die Einzelbauten, schaffen Zwischenräume und Aufenthaltsorte. Jedes Klassenzimmer folgt demselben Typus: Ein spiralförmige Grundriss zoniert den Hauptraum so, dass ein kleinerer Nebenraum für Lehrkräfte oder Einzelförderung entsteht. Jeweils etwa 71 Quadratmeter fassen die einzelnen Volumen. Ihre Konstruktion besteht aus einem Holzskelett, die Hülle aus transluzentem Polycarbonat, gefüllt mit Ausgrabungserde und Pflanzenmaterial.
Gedeckt sind die Häuser mit Trapezblech. Ihre Formensprache lehnt sich, so die Architekt*innen, an kenianische Bautraditionen an. Dass dabei auch Materialien aus den demontierten früheren Klassenräumen wiederverwendet wurden, passt ins Konzept: Aus alten Ölfässern wurden Toiletten, aus Dielen Brüstungen, aus Dachziegeln Wegeinfassungen. Auch ein ausrangierter Schiffscontainer wurde umgenutzt – er dient nun als Bibliothek. (gk)
Fotos: Javier Callejas
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