„Hohe Wohnqualität wird in Taiwan mit Neubau gleichgesetzt“, erklären unprofessional.studio zu ihrem Umbauprojekt Bade Road Row House in Taipeh. Daher werde das Potenzial nicht-repräsentativer Bestandsbauten oft unterschätzt und lieber abgerissen statt umgebaut. Dagegen zeigt das junge Büro aus Berlin, das seit rund zwei Jahren an vielfältigen Projekten in Taiwan arbeitet, dass beispielsweise ein schmales Reihenhaus aus den 1960er Jahren mit den richtigen Eingriffen heutigen Wohnansprüchen gerecht werden kann. Die von ihnen geplante Transformation eines Wohngebäudes in einer kleinen Gasse der taiwanesischen Hauptstadt wurde innerhalb von sechs Monaten umgesetzt.
Das nur 4,60 Meter breite und 19 Meter lange Stadthaus ist eng eingepasst in die urbane Textur Taipehs. Zum Zeitpunkt seiner Entstehung eher am Stadtrand situiert, liegt es heute mitten im trubeligen Zentrum. Wie in vielen schnell wachsenden Metropolen ist dieses geprägt von zahlreichen, in den letzten Jahrzehnten entstandenen baulichen Überlagerungen, sodass sich die ursprünglich relativ homogene Reihenbebauung in einen leicht chaotisch wirkenden Mix aufgelöst hat.
Das zweigeschossige Haus mit begehbarem Dach bietet nun auf 134 Quadratmetern Gesamtfläche eine Wohneinheit pro Geschoss mit jeweils zwei Schlafzimmern, Wohnzimmer, Küche und Bad. Das Erdgeschoss verfügt über einen kleinen, zur Straße hin vorgelagerten Hof, der von einer gemauerten Wand eingefasst ist. Im hinteren Bereich des Baukörpers befindet sich ein weiterer Innenhof von 1,70 Meter Breite. Großzügige Verglasungen und eine durchlässige, offene Struktur der Wohnungen ermöglichen eine natürliche Durchlüftung aus dem kühleren Hinterhof in Richtung Straße.
Je zwei Raum-im-Raum-Elemente pro Wohnung dürfen als entscheidender strukturierender Eingriff gelten. Im Erdgeschoss sind es zwei Raumeinheiten über dreieckigem, im Obergeschoss über halbkreisförmigem Grundriss. In diesen liegen Schlaf- und Badezimmer. Die restliche Fläche zeigt sich als durchgesteckter Raum, der von der Vorder- bis zur Rückseite des Gebäudes reicht und alle gemeinschaftlichen Funktionen beherbergt.
Der gestalterische Schwerpunkt habe auf dem Sichtbarhalten des Bestands gelegen, so die Architekten. Zugleich sollte das Neue klar hervortreten. Die Einbauten kontrastieren mit der Bestandstruktur. Die verwendeten Materialien führen die Logik des mit kostengünstigen Baustoffen errichteten Hauses fort, folgen dabei jedoch heutigen Standards. Während die Wände im Erdgeschoss aus vorgefertigten Hohlbetonziegeln bestehen, kam für die Raumteiler des Obergeschosses aufgrund des geringen Gewichts Biegesperrholz zum Einsatz. Eine graue Kalk-Zement-Schlämme vereinheitlicht das innenliegende Mauerwerk. (da)
Fotos: unprofessional.studio
Zum Thema:
Eine Podcast-Folge mit Martin Binder von unprofessional.studio gibt es bei baunetz CAMPUS.
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auch ein | 02.08.2023 09:30 Uhrarchitekt
läuft das unter "wir wohnen sexy im kellerloch" und machen mal alles anders oder was ist das ?