Bereits 1892 eröffnete das Womens' College in Sydney – elf Jahre nachdem der Senat der Universität Sydney beschlossen hatte, Frauen gleichberechtigt Männern zum Studium zuzulassen. Im Gegensatz zu den Universitäten von beispielsweise Oxford und Cambridge, wo sich Frauen zwar zum Studium immatrikulieren konnten, aber keinen Männern gleichberechtigten Abschluss erwerben konnten, war das in Sydney von Anbeginn möglich. Damit hatte Sydney eine weltweite Vorreiterrolle in Punkto Gleichberechtigung inne – eine Basis, an der sie auch in Zukunft festhalten will.
Vom ersten Sitz – einem gemieteten Gebäude in Glebe – zog die Universität 1894 in ein eigenes, von den Architekten Sulman & Power entworfenes Gebäude um, das noch immer das Herzstück des heutigen Campus bildet und inzwischen unter Denkmalschutz steht. Waren im Anfangsjahr auch nur vier Studentinnen eingeschrieben, so sind es heute 250 sowie 30 Postgraduierte, die an der Universität studieren und in Einzel-, aber auch geteilten Zimmern wohnen und von der speziell auf die Bedürfnisse der auf Frauen ausgerichteten Organisation der Universität profitieren.
Das 2018 eröffnete Sibyl Centre des renommierten Brisbaner Büros m3architecture bietet den Studentinnen neuen, flexiblen Raum für Versammlungen, Veranstaltungen, sowie weitere Forschungs- und Studienbereiche. „Anstatt die Wohnbereiche auszubauen, haben wir uns entschieden, in soziale und akademische Räume zu investieren, in denen unsere Studentinnen täglich verkehren und sich über die Studienjahre prägend entwickeln“, sagt die ehemalige Direktorin Dr. Amanda Bell. Die Gestaltung und Konzeption des Zentrums hat Dr. Bell in enger Zusammenarbeit mit Dr. Michael Banney, dem Leiter von m3architecture entwickelt. Das Büro sanierte bereits das bestehende Langley Building auf dem Campus.
Das Sybil Centre liegt am äußeren Radius des bestehenden dreiflügeligen Wohnteils und schließt diesen halbrund ab. Der neue Bauteil soll zwischen dem denkmalgeschützten Bestand und einem Ergänzungsbau aus den 1960er Jahren vermitteln. Wie bei den Vorgängerbauten wurde beim Sibyl Centre Backstein als Baumaterial eingesetzt. Auf dem charakteristischen Panoramafenster ist eine Szene aus einem Hochschultheaterstück von 1913 dargestellt, die das Design des Gebäudes nachhaltig beeinflusst hat, wie Dr. Banney anmerkt: „Das Womens' College zählt eine illustre Anzahl an Absolventinnen. Protagonistin des Stückes und Namensgeberin des Gebäudes ist Sibyl, die stellvertretend für die Lebensgeschichten großer Frauen steht und diese verkörpert. Die Geschichten dieser Frauen aus der Vergangenheit verstehen sich als ein Weckruf, so dass wir daraus für die Zukunft lernen mögen, es künftig besser zu machen. Das speziell für die Studentinnen gestaltete Gebäude soll so an die Vergangenheit erinnern, um mit den Mitteln der Architektur eine bessere Zukunft für Frauen möglich zu machen.“ (tl)
Fotos: Christopher Frederick Jones
Dieses Objekt & Umgebung auf BauNetz-Maps anzeigen:
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.
3
Johann Maier | 03.09.2020 07:09 UhrLeider immer wieder zu sehen.
Man baut die schicksten Häuser, um dann bei Veranstaltungen die hässlichsten Möbel aus dem Keller zu holen und wahllos aufzustellen (Bild 4 und 5).