Auf der östlichen Seite des indischen Flusses Ulhas liegt Navi Mumbai. In den 1970er Jahren als Satellitenstadt der benachbarten Metropole Mumbai konzipiert, gilt sie heute als eine der größten Planstädte der Welt. Im Jahr 1983 gründete sich dort die DY Patil Universität als erste technische Hochschule der Stadt. In den vergangenen Jahren wuchs der Campus stetig weiter, zuletzt durch das 2022 fertiggestellte DY Patil University Centre of Excellence – ein Gebäude von Foster+Partners mit Hauptsitz in London.
Über zehn Jahre und zehn Stockwerke realisierten die Architekt*innen hier eine Bruttogrundfläche von circa 75.000 Quadratmetern. Das Gebäude teilt sich vertikal in zwei Nutzungsbereiche, getrennt durch einen zwei Hektar großen Dachgarten im vierten Obergeschoss. Die darunterliegenden vier Geschosse bilden einen öffentlichen Sockel und nehmen Lehr- sowie Veranstaltungsräume verschiedener Fakultäten auf. Im fünften bis zehnten Geschoss sind Wohnungen für Studenten und Fakultätsmitglieder untergebracht. Gastronomie- und Ausstellungsflächen, sowie eine Bibliothek und Räume für die Verwaltung ergänzen das Nutzungsangebot.
Die funktionale Gliederung übersetzt sich in die Gestaltung und Konstruktion des gesamten Gebäudes. In den unteren Etagen bildet Beton nicht nur die tragende Struktur, sondern bestimmt auch im Innen- und Außenraum die Ästhetik. An einen Eingangsbereich schließen sich im Gebäudesockel offene Grundrisse an, die sich in das vorgegebene Stützenraster einfügen und auf zwei zentrale Lichthöfe ausgerichtet sind. Unterrichtsräume, Arbeitsplätze und Freizeitbereiche wechseln sich ab und schaffen Räume des gemeinsamen Lernens und des Austausches. Die Lichthöfe sind überdacht und erstrecken sich über vier Etagen bis zum Dachgarten.
Über eine hängende Stahlkonstruktion lösen sich die Geschosse oberhalb des Dachgartens von dem massiven Gebäudesockel. Angebracht ist die Stahlkonstruktion an den Betonstützen, die sich aus dem Erdgeschoss über die gesamte Gebäudehöhe ziehen. In den fünf oberen Etagen reihen sich kleinteilige Wohngrundrisse entlang der Außenfassade sowie zusätzlich geschaffener Lichthöfe aneinander.
Die Grundrisse und die Organisation der Nutzungen zeigt eine nach innen ausgerichtete Konzeption des Gebäudes. Verstärkt wird der Eindruck durch die Gestaltung der Fassade. Fest verbaute Verschattungen der Fensterflächen aus Glasfaserbeton und Aluminium sorgen nicht nur für einen reduzierten Bedarf der Klimatisierung, sondern schotten das Gebäude vor allem zum angrenzenden Straßenraum ab. Eine städtebauliche Einordnung in das urbane Umfeld ist nur in Ansätzen zu erkennen.
Verwendet wurde nach Aussage der Architekten ein CO2-armer Beton, der den Zement in Teilen durch gemahlene Hochofenschlacke aus einem nahegelegenen Stahlwerk ersetzt. Dennoch erscheint die extensive Nutzung der Baumaterialien Beton und Stahl im Hinblick auf Klimaschutz und nachhaltiges Bauen wenig zeitgemäß. Auch erinnert der Beton als bestimmendes Gestaltungselement im Gebäudesockel sowie die Konzentration von Wohnen, Arbeiten und Freizeit in einem Gebäude an vergangene Konzepte moderner Architektur. (sbm)
Fotos: Nigel Young / Foster+Partners
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timundstruppi in indien | 15.03.2023 22:15 Uhrhaudruff!
Böser Beton, feste drauf - ist ja gerade sehr populär, gibt immer viele Sympathiepunkte.Und erspart das energiezehrende Nachdenken: Abwärme, auch böse.Vielleicht könnte es eine Rolle gespielt haben, dass das Gebäude womöglich auch in Indien als Hochhaus zählt und daher andere Anforderungen an das Brandverhalten der Baustoffe gelten könnten, als beim Kitabau in, na, sagen wir Tübingen? Soll überdies beim Bauen in heißeren Regionen auch nicht von Nachteil sein, mit schweren, offenporigen Materialien, besonders an den Oberflächen zu arbeiten, hörte ich mal während meines Studiums?Vielleicht vertrauter:Es sind die Massen an Holz-Zement, die das Innenraumklima des Umweltbundesamts in Dessau (recht ambitioniertes Passivhaus) erträglich machen.Ja, sind hinterlistigerweise gut versteckt, nicht so provozierend offenliegend wie beim bösen Hightech-Onkel Foster.Fliegt der nicht auch immer noch selbst?Und: Erklärt mir bitte mal jemand, warum es aktuell megaout zu sein scheint, Lehre, Arbeiten, Wohnen und Freizeit in einem Gebäude, also nicht schön brav separiert unterzubringen?Dachte, das spart Verkehr, sprich Energie, im Zweifel also Atom oder CO2?Danke vorab!