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21.06.2022
Weiterarbeiten am türkischen Brutalismus
Universitätsgebäude von Emre Arolat in Ankara
Die Middle East Technical University METU in Ankara gilt als eine der Top-Universitäten der Türkei. Die öffentliche Hochschule wurde 1956 gegründet und steht beispielhaft für die Modernisierungsbestrebungen des Landes nach dem Zweiten Weltkrieg. Ingenieurs-, Natur und Sozialwissenschaften standen und stehen im Zentrum von Lehre und Forschung. Die Unterrichtssprache ist Englisch.
1963 bezog die Universität ihren Campus im Südwesten der türkischen Hauptstadt, der heute großzügige 4.500 Hektar (davon ein Großteil Waldgebiet) umfasst. Die METU war die erste Campus-Universität des Landes; die Architekturfakultät zählt wiederum zu den ersten Einrichtungen der Universität. Dementsprechend ambitioniert wurden die historischen Bereiche gestaltet, für die über zwanzig Jahre lang das Architektenpaar Behruz und Altuğ Çinici verantwortlich war.
Auf die brutalistische Architektursprache der Çinicis beziehen sich nun wiederum Emre Arolat Architects (Istanbul) mit ihrem METU Research Park. Der 26.500 Quadratmeter umfassende, langgezogene Neubau sitzt prominent zwischen dem historischen Kernbereich der Universität und einem „Technopark“. Er dient als eine zentrale Forschungseinrichtung für unterschiedliche Einheiten der Hochschule, soll interdisziplinäres Arbeiten sowie die Verknüpfung von akademischer Welt, Gesellschaft und freier Wirtschaft unterstützen.
Auffällig sind die betont gegensätzlich gestalteten Längsfassaden des viergeschossigen Riegels. Die Ostfassade Richtung altem Kernbereich der Universität zeigt sich als rigides vertikales Raster. Vor dem architekturhistorischen Hintergrund der Bestandsbauten mag man diese retrospektive Lösung als streng grüßende und zugleich zurückhaltende Referenz in Richtung der Çinicis interpretieren. Demgegenüber öffnet sich die Westfassade demonstrativ und großzügig zum Technopark. Dazu gehört auch die Außenraumgestaltung, die sich in Form von derzeit noch etwas verwilderten, in Zukunft aber begrünten Treppen bis ans Gebäude zieht. Die vermittelnden Querfassaden könnten wiederum aus einem Lehrbuch für brutalistische Fassadenkomposition stammen.
Was die Westfassade andeutet, arbeiteten die Architekt*innen im Inneren souverän aus: Offene Raumfolgen, reichlich Sichtbeton, sichtbar geführte Installationen, gläserne Aufzüge, bepflanzte Innenhöfe und ein spektakulärer, ovaler Raum im zentralen Atrium verweisen auf die Spätmoderne und ihre bildungspolitischen Ambitionen – und wollen zugleich als Elemente eines zeitgenössischen Raums der Wissensproduktion verstanden werden.
Die Architekt*innen sprechen von einer „sehr detaillierten Planungsphase“, an der viele Abteilungen der METU mitgewirkt hätten. Vielleicht einer der Gründe, warum die Fertigstellung des Hauses sich lange hinzog? Emre Arolat arbeiteten jedenfalls seit 2012 an dem Projekt, das im nächsten Jahr endlich auch offiziell eröffnet werden soll. (gh)
Fotos: Thomas Mayer
1963 bezog die Universität ihren Campus im Südwesten der türkischen Hauptstadt, der heute großzügige 4.500 Hektar (davon ein Großteil Waldgebiet) umfasst. Die METU war die erste Campus-Universität des Landes; die Architekturfakultät zählt wiederum zu den ersten Einrichtungen der Universität. Dementsprechend ambitioniert wurden die historischen Bereiche gestaltet, für die über zwanzig Jahre lang das Architektenpaar Behruz und Altuğ Çinici verantwortlich war.
Auf die brutalistische Architektursprache der Çinicis beziehen sich nun wiederum Emre Arolat Architects (Istanbul) mit ihrem METU Research Park. Der 26.500 Quadratmeter umfassende, langgezogene Neubau sitzt prominent zwischen dem historischen Kernbereich der Universität und einem „Technopark“. Er dient als eine zentrale Forschungseinrichtung für unterschiedliche Einheiten der Hochschule, soll interdisziplinäres Arbeiten sowie die Verknüpfung von akademischer Welt, Gesellschaft und freier Wirtschaft unterstützen.
Auffällig sind die betont gegensätzlich gestalteten Längsfassaden des viergeschossigen Riegels. Die Ostfassade Richtung altem Kernbereich der Universität zeigt sich als rigides vertikales Raster. Vor dem architekturhistorischen Hintergrund der Bestandsbauten mag man diese retrospektive Lösung als streng grüßende und zugleich zurückhaltende Referenz in Richtung der Çinicis interpretieren. Demgegenüber öffnet sich die Westfassade demonstrativ und großzügig zum Technopark. Dazu gehört auch die Außenraumgestaltung, die sich in Form von derzeit noch etwas verwilderten, in Zukunft aber begrünten Treppen bis ans Gebäude zieht. Die vermittelnden Querfassaden könnten wiederum aus einem Lehrbuch für brutalistische Fassadenkomposition stammen.
Was die Westfassade andeutet, arbeiteten die Architekt*innen im Inneren souverän aus: Offene Raumfolgen, reichlich Sichtbeton, sichtbar geführte Installationen, gläserne Aufzüge, bepflanzte Innenhöfe und ein spektakulärer, ovaler Raum im zentralen Atrium verweisen auf die Spätmoderne und ihre bildungspolitischen Ambitionen – und wollen zugleich als Elemente eines zeitgenössischen Raums der Wissensproduktion verstanden werden.
Die Architekt*innen sprechen von einer „sehr detaillierten Planungsphase“, an der viele Abteilungen der METU mitgewirkt hätten. Vielleicht einer der Gründe, warum die Fertigstellung des Hauses sich lange hinzog? Emre Arolat arbeiteten jedenfalls seit 2012 an dem Projekt, das im nächsten Jahr endlich auch offiziell eröffnet werden soll. (gh)
Fotos: Thomas Mayer
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