Seit die Universität im niederländischen Tilburg nach dem Zweiten Weltkrieg auf einen Campus am Stadtrand zog, sind immer wieder Neubauten hinzugefügt worden. Jetzt eröffnete das Marga-Klompé-Haus, benannt nach der ersten Ministerin im niederländischen Kabinett. Den Entwurf für das Gebäude entwickelte das Rotterdamer Büro Powerhouse Company. Rund um den Bau soll eine von Studio REDD (Goirle) gestaltete Parklandschaft in Form eines Wadis mit Sträuchern und Wildblumen entstehen, die auch dem Auffangen und Versickern von Regenwasser dient.
Auf einem exakt quadratischen Grundriss von 33 mal 33 Metern bietet der viergeschossige Baukörper neben einem Hauptauditorium mit 450 Sitzplätzen und einem zweiten Auditorium für bis zu 100 Studierende noch weitere 12 Seminarräume in unterschiedlichen Größen. Sie werden im zweiten und dritten Obergeschoss jeweils über ein Atrium in der Gebäudemitte erschlossen, Tageslicht fällt durch eine Lichtdecke ein. Im Erdgeschoss liegen das zweigeschossige Foyer und ein kleines Café, beide haben große, verglaste Ausschnitte in der Fassade. Diesem lebhafte Zentrum im Eingangsbereich werden auf den oberen Etagen immer mehr Flächen für konzentrierte Einzel- und Gruppenarbeit gegenübergestellt.
Das Marga-Klompé-Haus ist der erste Holzbau der Universität. Das lässt sich gut an den kräftigen Holzpfeilern erkennen, die die zwei großformatigen Fassadenöffnungen am Foyer und Café strukturieren. Innen wird Holz zur omnipräsenten Oberfläche an Decken und Wänden sowie als Material der zentralen Treppe. Gemeinsam mit den Fachplaner*innen wurde eine spezielle Deckenkonstruktion aus Brettschichtholz-Rippen und Holzgitterdecke entwickelt, die Spannweiten von bis zu 9,20 Metern ermöglichte und alle Anforderungen an Durchbiegung, Brand- und Schallschutz erfüllt. Zwischen den Rippen finden sämtliche Leitungen der Gebäudetechnik Platz. Auch die meisten Möbel und Einbauten sind aus Holz.
Von außen betrachtet fällt mehr als das Holz jedoch ein anderes Material auf: heller portugiesischer Kalksandstein. Die dünnen Steinplatten wurden trocken auf die Holzkonstruktion geschraubt, sodass sie später recycelbar sind. Mit dieser Hülle bezieht sich der Neubau deutlich sichtbar auf das erste Gebäude, das 1962 auf dem Campus eröffnet wurde: das sogenannte Cobbenhagen-Gebäude, entworfen vom niederländischen Architekten Jos Bedaux. Hohe Lisenen und Platten aus Muschelkalk und norwegischem Schiefer charakterisieren dessen Fassaden. Seit seiner Eröffnung galt das Cobbenhagen für jeden weiteren Neubau der Universität als wichtiger Referenzpunkt. Powerhouse Company setzen mit ihrer Holzbauvariante diese liebgewonnenen Tradition fort – erneuert um die Stichpunkte nachwachsende Rohstoffe und Zirkularität. (fh)
Fotos: Sebastian van Damme
Dieses Objekt & Umgebung auf BauNetz-Maps anzeigen: