Manipal ist ein Vorort der indischen Küstenstadt Udupi und auch international als Universitätsstandort bekannt. Seine Entwicklung begann mit der Gründung einer privaten medizinischen Hochschule in den 1950er Jahre. Es folgten viele weitere Fakultäten und Einrichtungen, sodass Student*innen und Universitätsmitarbeiter*innen heute einen Großteil der rund 50.000 Einwohner*innen ausmachen.
Im vergangenen Jahr kam mit dem Centre for inclusive growth & competitiveness for Tapmi ein weiteres Universitätsgebäude hinzu. Gebaut hat es das Architekturbüro The Purple Ink Studio (Bangalore) im Auftrag der privaten Business School T.A. Pai Management Institute, deren Campus einige hundert Meter außerhalb der Stadtgrenze in einem Waldgebiet liegt. Hier realisierten die Architekt*innen einen Neubau, der auf 1.160 Quadratmetern Bruttogrundfläche neben den geforderten Unterrichts- und Verwaltungsräumen auch vielfältige Gemeinschaftsflächen schafft.
Das geforderte Raumprogramm, zu dem auch eine Cafeteria gehört, bringen The Purple Ink Studio in einem L-förmigen Baukörper unter, den sie in der Höhe abstuften. Da man einen offenen und hierarchiefreien Raum schaffen wollte, verzichtet der Bau auf einen klaren Haupteingang und erschließt sich stattdessen über seitliche Zugänge, Rampen, Podeste sowie eine Brücke. Prinzipiell sind auf diese Weise viele Bereiche des Gebäudes dauerhaft frei zugänglich.
Die gemeinschaftlich genutzten Bereiche bringt das Büro auf dem Dach sowie den entstandenen Terrassenflächen unter. Das Herzstück bildet ein Amphitheater, das in der abgerundeten Ecke des Blockes sitzt und das Erd- mit dem Obergeschoss verbindet. Durchgehende Bambusschirme schützen vor Regen und Sonne und prägen die Ansichten des ansonsten zurückhaltend weißen Neubaus.
Die Architekt*innen ließen sich bei der Dachkonstruktion von traditionellen Bambus-Chhatris inspirieren, die im immerhin rund 2.000 Kilometer entfernten Varanasi einst die Stufen zum Ganges säumten. Heute wird das traditionelle Kunsthandwerk des Schirm-Flechtens jedoch immer seltener und damit auch die Wahrzeichen aus Bambus am Flussufer.
Hier im Manipaler Universitätsgebäude sind die Schirmdächer um ein Vielfaches größer und nicht geflochten. Stattdessen verkleidet der Bambus eine Konstruktion aus Stahl und wird nach oben von Blechen geschützt. Die Dachflächen sind geneigt, sodass das Regenwasser durch die Stützenkerne abfließt. (sbm)
Fotos: SURYAN//DANG
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Die | 15.04.2025 22:17 UhrKühe
in den Bildern sind doch in dem jetzigen Klima Indiens ein politisches Statement, oder?
Ich muss gestehen, ich bin hier wirklich kein Experte, aber soweit ich weiß, ist der Schutz der Kühe etwas das von der (nationalistischen) Hindumehrheit in der letzten Zeit genutzt wird um andere religiöse Gruppen (=Muslime) auszugrenzen.
Ist bestimmt ein komplexes Thema, aber wenn es hier um ein "inklusives" Gebäude gehen soll, dann müsste man als Baunetzredaktion die Bildersprache vielleicht erklären. Alles andere ist vielleicht etwas naiv?
Kann auch sein, dass ich das hier komplett falsch lese. Bitte um Aufklärung!