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11.11.2024
Anatomie gut belichtet
Universitätsgebäude in Graz von Franz&Sue
Der 2023 eröffnete Med Campus der Medizinischen Universität Graz führt die zuvor auf die Stadt verteilten universitären Einrichtungen auf einem Areal direkt neben dem LKH-Universitätsklinikum Graz zusammen. Die Anatomie erhielt ihre neue Heimat in einem sanierten Bestandsgebäude, dem ein Neubau beigestellt wurde. Verantwortlich für die Planung des Projekts mit einer Bruttogeschossfläche von 10.727 Quadratmetern zeichnete das Wiener Büro Franz&Sue. Auftraggeberin war die österreichische Bundesimmobiliengesellschaft (BIG). Die Nettobaukosten werden mit 25,8 Millionen Euro angegeben.
Der Anatomie-Lehrstuhl nutzt nun das unter Denkmalschutz stehende ehemalige Pathologie-Gebäude des Krankenhauses aus dem Jahr 1912. Es erhielt an seiner Ostseite einen neuen, zweigeschossigen Haupteingang mit Foyer, wofür nachträglich errichtete Gebäudeteile wieder entfernt wurden. Die im Bestand befindlichen Büros, Seminar- und Laborräume sowie die Bibliothek und ein historischer Anatomiesaal mit gusseisernen Sitzbänken wurden sanft saniert und modernisiert.
An Stelle des Hörsaals, der im Zuge einer Nachverdichtung in den 1980er Jahren neben dem Bestand platziert worden war, entstand ein Neubau über asymmetrischem Grundriss. In seinem Obergeschoss fanden zwei Seziersäle mit 78 Seziertischen Platz. An jedem Tisch können mehrere Studierende parallel arbeiten, die beiden Räume sind für 480 Personen ausgelegt. Um hier sowohl gutes Tageslicht als auch eine pietätvolle Abgrenzung nach außen zu gewährleisten, entschieden sich Franz&Sue für eine Profilglasfassade mit transluzenter Wärmedämmung. Sie sorgt außerdem für einen sehr zurückhaltenden Auftritt des Neubaus gegenüber dem Bestandsgebäude.
„In den Sezierbereichen setzten wir auf schlichte und pragmatische architektonische Detaillösungen, um ruhige Räume zu schaffen, die nicht gänzlich von der Technik vereinnahmt werden“, erläutern die Architekt*innen zur Innengestaltung des Neubaus. Denn die 2.200 Quadratmeter umfassende Technikfläche ist im Verhältnis zu 4.200 Quadratmetern Nutzfläche recht groß. Dafür sorgt nicht zuletzt eine eigens in Zusammenarbeit mit Fachleuten der Universität entwickelte Lüftungsanlage im Sezierbereich, die für den sicheren Umgang mit Leichnamen und eine Reduktion der Formaldehydbelastung notwendig ist.
Im Untergeschoss des Neubaus werden die Leichname aufbewahrt. Dafür stehen 180 Plätze in Regalen, ebenso viele in Konservierungstanks sowie 100 Kühlzellenplätzen zur Verfügung. Neben einer Brücke im Obergeschoss schafft ein für 500 Studierende ausgelegter, unterirdischer Hörsaal mit rundem Oberlicht eine räumliche Verbindung zwischen Alt- und Neubau. (da)
Fotos: David Schreyer
[Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version des Textes hieß es fälschlicherweise, im Untergeschoss seien weitere Sezierbereiche untergebracht. Wir haben das korrigiert.]
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