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04.03.2024
Frischluft fürs Grazer Becken
Uniklinik-Erweiterung von Riegler Riewe Architekten
Mit knapp 300.000 Einwohner*innen liegt Graz eher im Mittelfeld europäischer Großstädte. Dank dem LKH-Universitätsklinikum Graz verfügt die Stadt allerdings über das flächenmäßig größte Krankenhaus des Kontinents. Durch einige Institutsbauten, die seit 2012 nach Plänen des ebenfalls in Graz ansässigen Büros Riegler Riewe Architekten entstanden sind, hat sich dessen Geschossfläche noch einmal signifikant vergrößert. Das mehrere Gebäudeteile umfassende Projekt geht zurück auf einen Wettbewerb, den Riegler Riewe bereits 2010 für sich entscheiden konnten.
Der Hauptcampus der Uniklinik liegt nordöstlich der Innenstadt im unteren Stiftingtal. Der Neubaukomplex von Riegler Riewe nimmt hier den östlichen, topografisch bereits ansteigenden Rand des Geländes ein. Dieses Detail ist insofern relevant, als die Stadt durch ihre Lage im Grazer Becken auf eine stete Frischluftzufuhr auch und gerade über die Seitentäler angewiesen ist. Angesichts des beeindruckenden Volumens der im letzten Jahr fertiggestellten Baumaßnahmen gehörte es deshalb zu den erklärten Zielen der Architekt*innen, diese Luftbewegungen möglichst wenig zu behindern. Alle höheren Bauten am Hang stellen sich deshalb mit schmaler Stirnseite in den Wind.
Als erster Abschnitt konnte bereits 2014 das Zentrum für Wissens- und Technologietransfer eröffnet werden, dem 2022 noch ein zweiter Teil folgte. Das Institut für Krankenhaushygiene und Mikrobiologie arbeitet wiederum seit 2020 in seinen neuen Räumen. Und zwei als Hauptbaukörper bezeichnete Module sind seit 2017 und seit 2023 in Betrieb.
Das vom Bestandscampus weiter weg gelegene Modul I am Hang beherbergt in den unteren Geschossen das sogenannte Zentrum Lehre mit einer großen Aula und mehreren Hörsälen. Das Dach des Lehrzentrums dient als Verteilerebene für die darüber liegenden Hochbauten mit bis zu sieben Geschossen. Diese nehmen verschiedene Institute mit ihren Büros und Forschungslaboren auf. Eine Fuß- und Radwegbrücke führt schließlich zurück ins Tal zum zweiten Modul. Dieses umfasst weitere Lehrbereiche, eine neue Mensa und die Verwaltung. Insgesamt sind mehr als 100.000 Quadratmeter Bruttogrundfläche entstanden.
In architektonischer Hinsicht beeindruckt die Kohärenz, mit der die Baukörper über mehr als zehn Jahre hinweg umgesetzt wurden. Die Fassaden mit ihren farblich variierenden Metallpaneelen lassen an abstrahierte Wolkenbilder denken. Nicht nur dank seiner Größe, auch mit seinen Anklängen an die Bildungsgroßstrukturen der 1970er Jahre dürfte das Projekt zumindest in Europa derzeit einzigartig sein. Anders als der manchmal etwas schematische Strukturalismus der späten Moderne reagiert die Anlage von Riegler Riewe aber durchaus präzise auf die topografische Ausgangslage. Insbesondere im Sommer dürften sich im Wechselspiel zwischen Bebauung und Außenbereichen reizvolle räumliche Situationen eröffnen. (sb)
Fotos: David Schreyer, Paolo Rosselli, Gunhild Pierer / Helmut Pierer
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