„Anregender Unterricht im kleinen Maßstab“ ist das aktuelle pädagogische Anliegen der Erasmus-Universität in Rotterdam. Zu einer entsprechenden Erneuerung des Campus tragen die Architekten vom Büro Paul de Ruiter mit dem 2015 fertig gestellten Polak Building bei. Benannt wurde es vermutlich nach dem Betriebswirtschaftler und ehemaligen Rektor der Universität Nico Jacob Polak.
Der kompakte Kubus entfaltet im Inneren räumliche Großzügigkeit: Das Atrium weitet sich nach oben zu einem Glasdach. So gelangt natürliches Licht bis ins Erdgeschoss zur zentralen Treppe – eine Art Indoor-Freitreppe die als Aufenthaltsraum dient. Die Funktionen sind nach dem Grad ihrer Privatheit gestaffelt. Unten gibt es Läden wie Friseur, Waschsalon, „Campus Store“ und Kopier-Service von Canon. Im ersten OG befinden sich die Hörsäle, darüber die Gruppenräume und ganz oben Plätze für individuelles Lernen.
Eine verbindende Treppe windet sich um das Atrium. Dieses Thema hatten Paul de Ruiter bereits beim Infozentrum am Grevelingenmeer angewendet. Um nachhaltigen Umgang mit dem Naturschutzgebiet zu demonstrieren, konstruierten sie dort eine Fassade aus lokalem Schilf. Auch die Erasmus Universität setzt auf lokales Material: Die sechs Meter langen Tische im Lesesaal des Polak sind aus „urbanem“ also in Rotterdam geschlagenem Holz hergestellt. Insgesamt wollen die Architekten mit der Innenausstattung in den Farben Gelb, Orange und Rot eine warme Atmosphäre schaffen. Die verwendeten Hölzer sind ausschließlich mit natürlichen Harzen behandelt.
Das Nachhaltigkeitskonzept des Gebäudes steht unter dem Motto: „So natürlich wie möglich, so technisch wie nötig.“ Die Lamellen der Fassade schützen vor direkter Sonneneinstrahlung und sorgen zugleich über öffenbare Klappen für natürliche Ventilation. Die Solarzellen auf dem Glasdach sind zugleich gestalterisches Element und werfen ein Schattenmuster hinunter. Durch die geringe Gebäudeoberfläche und das integrierte Klima-Kontrollsystem mit Wärmerückgewinnung erreichen die Architekten eine gute Energiebilanz für das Polak Building. (dd)
Fotos: Jeroen Musch, Tim van de Velde, Sebastian van Damme
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