Montreal ist nicht gerade bekannt für sein heißes Klima, so gesehen verwundert es schon, dass sich Menkès Shooner Dagenais LeTourneux Architectes für ihr neues Unigebäude ausgerechnet ein Kühlhaus zum Vorbild nehmen. Die Architekten beziehen sich allerdings weniger auf die Typologie, als vielmehr auf ein altes Gebäude, das hier einst stand. Der Neubau dient der École de technologie supérieure als Studienzentrum mit vielfältigem Programm.
Straßenseitig präsentiert sich der Neubau als einfache Glaskiste mit leicht verschobenen Geschossplatten. Auffälligstes Merkmal ist fassadenübergreifender Print, der ein wenig an die Op-Art der Sechzigerjahre erinnert. Das abstrakte Bild repräsentiere das dynamische Netzwerk der Ideen, für das die ÉTS berühmt sei, so die Architekten. Alltägliche Nutzungen wie ein Drogeriemarkt richten sich dabei auch an die Bewohner der umliegenden Nachbarschaft.
Auf der Rückseite kommt das gläserne Volumen hingegen in Bewegung, und zwar in Antizipation eines Parks, der hier bald entstehen soll. Das Atrium ist als Promenade ausgebildet, die sich von der Grünfläche vor der Tür bis hinauf in die oberen Geschosse zieht – entlang an allen wichtigen Funktionen des Gebäudes. Entgegen seinem Vorbild – dem Kühlhaus – verfügt das Maison des étudiants dank einer Decke aus Birkenholz über eine äußerst warme Atmosphäre.
Und keine Sorge, man wäre nicht in Montreal, hätten die Planer nicht auch an die kalten Wintermonate gedacht. Vom benachbarten Campus aus erreicht man den Neubau über einen Tunnel, und eine Brücke wird dann in Zukunft weiter zu einem Wohnheim führen, das auf einem Nachbargrundstück geplant ist. (sb)
Fotos: Stéphane Brugger
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