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01.08.2022

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Puristisch pointierte Stringenz

Unigebäude in Leverkusen von augustinundfrank/winkler


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Nicht nur Fans des deutschen Herrenfußballs wissen es: Leverkusen ist ein wichtiger Chemiestandort. Sogar der Stadtname selbst leitet sich von einem Chemiker ab. Der 1889 verstorbene Carl Leverkus legte einst die Grundlagen für die Präsenz der chemischen Industrie vor Ort. Es ist also nur richtig, dass der kürzlich fertiggestellte Neubau des Institutsgebäudes für Technische und Pharmazeutische Chemie der Technischen Hochschule Köln auf dem Campus Leverkusen kein schnöder Hochschulbau von der Stange ist.

Verantwortlich für das überzeugend strenge, innen weitgehend betonsichtige Haus sind augustinundfrank/winkler Architekten (Berlin). Ihre Aufgabe war es, Labore, studentische Lehr- und Lernräume, Büros und Werkstätten sowie eine Mensa mit Küche in einem Gebäude unterzubringen, das auf städtebaulicher Ebene „ein erster Baustein einer neuen Zeitschicht auf dem geschichtsträchtigen Campusgelände der neuen bahnstadt opladen“ sein soll.

Die Architekt*innen realisierten einen kammartig gegliederten Flachbau mit einer gelochten weißen Metallfassade, die wie ein Vorhang die oberen Geschosse umfängt, während sie beim Erdgeschoss auf raumhohe Glasflächen setzten, hinter denen wiederum prägnante V-Stützen zu erkennen sind. Im Erdgeschoss liegen Lehr- und Lernräume sowie Büros, im Obergeschoss die Laborbereiche.

Ein architektonisch entscheidender Vorteil der Kammstruktur ist die Möglichkeit der direkten Entfluchtung der Erdgeschossräume. Notwendige Flure als Rettungswege sind deshalb nicht nötig, was wiederum erlaubt, den zentralen langen Erschließungsraum „im Sinn einer inneren Landschaft als Folge von durchlässigen, transparenten Räume zu organisieren“, wie die Planer*innen schreiben. Die Relevanz einer solchen Achse für das alltägliche Miteinander kann man nicht hoch genug einschätzen.

14.000 Quadratmeter Bruttogrundfläche umfasst der Neubau, den die Architekt*innen in den Leistungsphasen 2 bis 9 betreuen konnten. Das Haus verfügt über 7.300 Quadratmeter Nutzfläche, davon sind 2.800 Quadratmeter Laborflächen. Die Kosten für die Kostengruppen 300 und 400 lagen bei 48 Millionen Euro netto.

Grundlage des Neubaus war ein Wettbewerb mit 20 teilnehmenden Büros im Jahr 2011, bei dem die Berliner einen von zwei zweiten Plätzen errangen; auf den zweiten zweiten Platz wählte die Jury damals Kresings (Münster). Sofern man den kleinformatigen Visualisierungen aus dem Jahr 2011 trauen darf, hat die damals geforderte Überarbeitung dem Entwurf auf jeden Fall gut getan – insbesondere der Verzicht auf die gliedernden dunklen Elemente. Der gebaute Entwurf überzeugt jedenfalls mit einer für augustinundfrank/winkler typischen, trockenen Stringenz, die an entscheidenden Stellen mit dezenter Strenge und puristischer Originalität aufgebrochen wird. (gh)

Fotos: Andrew Alberts


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Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

11

KuMiKö | 08.08.2022 15:56 Uhr

Materialität

Mal abgesehen von der CO2 Bilanz von Stahl, Aluminium, Glas und Beton, und der ganzen Nachhaltigkeitsdebatte: Wann haben wir Architekten eigentlich Angest vor Materialien im Innenausbau bekommen? Wer das ernsthaft als angenehmes Arbeits- und Lernumfeld feiert, sollte sich bei Gelegenheit mal mit nicht-Architekten / den Nutzern solcher Gebäude unterhalten. Vielleicht liegt es ja auch an der bearbeitungszeit von 11 Jahren, das das Gebäude schon bei Inbetriebnahme etwas aus der Zeit gefallen wirkt.

10

M. | 03.08.2022 08:59 Uhr

erinnert mich irgendwie an die PHT...

allerdings haben die Architekten der neuen Pädagogischen Hochschule in Innsbruck weite Teile eines Bestandsgebäudes erhalten, transformiert und erweitert.

Nichts desto trotz: schon gut geworden, das Haus in Leverkusen.

9

20M | 02.08.2022 21:15 Uhr

Nachhaltigkeit

@Francesco del Ponte Wer heutzutage den Begriff der "Nachhaltigkeit" benutzt, der sollte schon wissen, wie es von der breiten Masse aufgenommen wird ;) Nicht die Schuld woanders suchen bitte und mit "oh je" antworten!

@spacearc Nachhaltige Schönheit löst aber unser CO2 Problem nicht. Die Aufgabe unserer Zeit liegt darin, klimaschonende Maßnahmen mit Ästhetik, Atmosphäre, Proportionen usw. zu vereinen.

@Dennis also könnte man nach dieser Logik die sich ändernde Nutzung (in diesem Fall das Institutsgebäude) separat von der Struktur auf ihre Nachhaltigkeit beurteilen, nicht wahr?

8

Francesco del Ponte | 02.08.2022 17:37 Uhr

Oh je!

Habe ich in ein Wildbienennest gestochen?Ich meinte natürlich mit #nachhaltig Nachhaltigkeit im Sinne von guter Architektur. Das hier ist ja auch keine U-Wert oder BKI Internetseite.

7

spacearc | 02.08.2022 16:26 Uhr

...

de...Schönheit ist auch nachhaltig, weil es die Akzeptanz und damit die Langlebigkeit erhöht. Moderne ist langlebig und keine Mode. Jetzt schon 100 Jahre.

6

Dennis | 02.08.2022 15:43 Uhr

@20M

Ja richtig. Nachhaltigkeit ist eigtl eine Robuste Grundstruktur die eine möglichst flexible Nutzung erlaubt die sich den sich ändernden Anforderungen über die Jahr(hunterte) anpassen kann.

5

a_C | 02.08.2022 14:45 Uhr

Naja...

Habe mich gestern schon über den Kommentar von #1 gewundert. Aber der Verfasser ist offensichtlich befreundet mit den Architekt:innen, insofern ist sein überschwängliches Lob zwar eher etwas für eine private Email, aber immerhin nachvollziehbar.

Was das Gebäude angeht: Das ist schon SEHR auf Zeitgeist und Coolness getrimmt. Rein ästhetisch dürfte das Gebäude daher nicht sehr nachhaltig sein - daran wird man sich sehr schnell satt gesehen haben. Für meinen Geschmack sind einige Elemente wie die orangerote Metalltreppe schon jetzt zu dick aufgetragen...

4

20M | 02.08.2022 13:07 Uhr

Nachhaltig

@Dennis

So einfach dürfen wir es uns als Planer und Plannerinnen aber nicht machen. Nach dieser Logik ist jeder Betonbau nachhaltig, weil er Ewigkeiten hält.

Eine robuste Struktur eines Gebäudes (in Beton) ist nur in seinen strukturellen Grundzügen nachhaltig. Warum der Innenausbau bspw. die Sitzmöglichkeiten im "Flur" aus Beton und Blech, die Fassade aus Metall, Fensterprofile etc. etc. dann ökologisch vertretbar sein sollen, erschließt sich mir nicht.

Wie sieht's bspw. mit der Energieeffizienz des Gebäudes aus?

Und ob die Fassade nach bspw. 60 Jahren immer noch so gut aussieht? hmmm

3

Dennis | 02.08.2022 11:38 Uhr

Nachhaltig

Robustheit ist Nachhaltig. Wenn das Gebäude mal 100 Jahre stehen würde wie unsere geliebten Altbauten in der Stadt, dann ist es aus nachhaltig. Was ich nicht ganz nachvollziehen kann sind die Schotterflächen in den Innenhöfen. Wenn das Konzept schon ausgeschnittene Gebäudeteile vorsieht, warum dann nicht Grün? Jetzt ist hier gerade heute 37° und der Innenhof lässt mich schon beim Anblick schwitzen..

2

20M | 02.08.2022 09:08 Uhr

Co2

@Francesco del Ponte Was ist daran nachhaltig?

1

Francesco del Ponte | 01.08.2022 18:07 Uhr

Fame on Top!

Bravo, das beste Büro in Germania hat uns allen wieder einmal gezeigt, was es heißt zeitgenössisch-modern, intelligent, nachhaltig und auch noch cool zu entwerfen.
Liebe Ute, lieber Georg - Fame on Top!

 
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