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29.10.2015
Diamanten schleifen in Freiburg
Unibibliothek von Degelo Architekten umgebaut
8
Genius_loci | 03.11.2015 03:56 UhrDiamonds are (not?) forever
Keine Frage, dieses Gebäude polarisiert stark und ist ein dickes schwarzes Ausrufezeichen in der kleinteiligen Stadtstruktur. Oder, wie die prominent besetzte Gestaltungskommission urteilte, ein "überdimensionierter Dampfer". Ob ihn künftige Generationen länger akzeptieren als den ungeliebten Vorgängerbau, der nach wenigen Jahrzehnten fiel, sei dahingestellt.
Allerdings vermag das Gebäude mit der Zeit zu gewinnen. Vor allem, wenn man - im wahrsten Sinne - hinter die Fassaden blickt und die großzügig-hellen Raumfluchten auf sich wirken lässt.
Jedenfalls war Degelos Vorschlag noch der spannendste unter den ansonsten erschreckend banalen Wettbewerbsentwürfen. Und im südbadischen Provinzstädtle, dessen Neubauten an Banalität kaum zu überbieten sind, darf die neue UB fast als kleines Architekturwunder gelten.
7
Akki | 02.11.2015 11:34 UhrDiamant
Von weitem glatt und abweisend, aus der Nähe billig und undefiniert: Eine städtebauliche Katastrophe.
Selbst wenn ein "Bilbao-Effekt" wünschenswert wäre, dafür ist der Entwurf zu schwach und ausdruckslos.
Es wirkt, als hätte jemand den Willen gehabt, eine Design-Ikone zu schaffen, dabei jedoch kläglich versagt.
Zu minderwertig und kurzlebig, um ein Diamant zu sein.
Stimme dem Kommentar von RJauch zu:
Statt sich an einzelnen Diamanten zu versuchen, sollten wir mehr Bestrebungen zeigen, die Städte und Plätze als Ganzes zu einem Juwel zu machen
6
Tyler Durden | 30.10.2015 15:36 UhrWohl eher der Vinoly-Effekt...
"Die Uni in Freiburg preist ihre neue Bibliothek als "spektakuläres Haus". Es gibt nur ein kleines Problem: Bei Sonne blendet die futuristische Glasfassade Autofahrer. Jetzt müssen sehr lange Vorhänge her!" (spiegel online)
da hat der architekt aber auch wirklich an alles gedacht! mein gott wie peinlich...
5
sosoo | 30.10.2015 13:17 Uhrich glaube...
du hast da was mit dem Bilbao Effekt nicht so ganz verstanden...
4
Hans | 30.10.2015 12:42 UhrKlamauk 2
RJauch du sprichst mir aus der Seele. Völlig alberne Architektur, in 10 Jahren will das keiner mehr sehen.
3
Herr Sommermann | 30.10.2015 09:00 UhrLebendiger Ort
Ich war kurz nach der Eröffnung an einem Samstagabend gegen 19 Uhr (!) in den öffentlichen Bereichen. Begeistert haben mich die vielen Studenten, die die zahlreichen unterschiedlichen Platzangebote auf den verschiedenen Geschossen sehr lebhaft (für Gruppenarbeiten) genutzt haben. Dazu fehlen mir hier leider Innenraumfotos, die diese Qualität visuell vermitteln.
2
RJauch | 30.10.2015 08:40 UhrKlamauk
Ich muss meinem Vorredner widersprechen. Dieses Gebilde ist der Inbegriff von dem, was unsere Städte und das Berufsbild des Architekten kaputt machen. Architektur die in einen Kontext impliziert und sich nicht einfügen will, sondern um jeden Preis auffallen. "Bilbao-Effekt" könnte man es nennen.
Dieses hingerenderte Gebilde wird, wie sein Vorgänger, seine Halbwertszeit sehr schnell erreicht haben.
Schade das viele deutsche Städte es verpassen, die Entwicklungen wie in Frankfurt und Lübeck voranzutreiben, in denen wieder Architektur für den Menschen entsteht und nicht nur um vermeintliche Zeichen zu setzen...
1
JH_LND | 29.10.2015 18:53 Uhr___
Aus eigener Anschauung kann ich berichten, dass die Abibliothek im städtischen Gefüge viel gefälliger auftritt, als es auf den Fotos den Anschein hat. In der Realität wirkt sie wesentlich weniger glatt, kühl und monolithisch ( diese Wirkung ist hier in erster Linie den Fähigkeiten des Fotografen zu verdanken).
Schade ist allerdings, dass die Ausführung der Fassade ziemlich lieblos wirkt. Die dunklen Elemente zwischen den Glasplatten sind letztlich dunkle Blechdeckel, deren unebene Oberfläche die Wirkung fast zunichte macht (auf manchen Bildern ist das ansatzweise zu sehen); es wirkt fast erschreckend billig. Hier zeigt sich, dass glatte, monolithische Baukörper eben nur dann funktionieren, wenn sie absolut makellos umgesetzt sind. (Auch die Hamburger Elbphilharmonie wirkt aus der Nähe ja nicht halb so elegant wie auf den Renderings.)
9
Martin Folske | 12.11.2015 21:10 UhrBarrierefreiheit?
Einen fragwürdigen Aspekt stellt die Frage dar, inwieweit die Universitätsbibliothek aufgrund des Baus wirklich allen Nutzerinnen und Nutzern zur Verfügung steht. In Zeiten, in denen die Barrierefreiheit und damit Nutzbarkeit auch für Menschen mit Behinderung eine (im Übrigen gesetzlich festgeschriebene) Selbstverständlichkeit darstellen sollte, scheint diese vernachlässigt und teilweise auch hinter die ästhetischen Maßstäbe des Architekten zurückgesetzt worden zu sein.
Das Behindertenreferat der Studierendenvertretung hat dies zur offiziellen Eröffnung mit einer Pressemitteilung (www.stura.org/news/pm-ub-eroeffnung) öffentlich gemacht, eine kurz darauf stattgefunden habende Begehung des Netztwerks Inklusion Region Freiburg (www.inklusives-netzwerk-freiburg.de/bericht-vorortbegehung-neue-ub-15102015) hat diese Kritik bestätigt.
Wenn z.B. der (dazu erhobene Neben-)Eingang schon für Nicht-Sehbehinderte in der Ästhetik der Fassade untergeht, dann ist dies ebenso peinlich, wie die Spiegelung und damit verbundene Blendung des Straßenverkehrs. Mangelhafte Bodenmarkierungen, ein fehlender Ruheraum (dazu wurde inzw. der Eltern-Kind-Raum erhoben), die absolut unzufriedenstellende Akustik und der damit verbundene hohe Lautstärkepegel selbst in Ruhebereichen u.v.m. zeigen, dass hier noch vieles nachgebessert werden muss.
All dies sind übrigens – im Gegensatz zur Ästhetik, über die sich sicherlich streiten lässt – keine Angelegenheiten, über die man noch diskutieren sollte...