Mit „Maison du Savoir – Haus des Wissens“ offenbart der Neubau von baumschlager eberle (St. Gallen) und Christian Bauer & Associés Architectes (Luxemburg) bereits im Namen seinen ganzheitlichen Geist. Um jenen Universalismus, der in der Bezeichnung dieses Gebäudes steckt, in eine Form zu überführen, zog man in der Architekturgeschichte gerne eine Figur heran: Boullée, Ledoux oder Lequeu wählten den Kreis. Christian Bauer und baumschlager eberle jedoch nehmen sich kein Beispiel an den utopischen Entwürfen der Revolutionsarchitekten, sie bevorzugen das Rechteck, das sie besonders kühn einsetzen: Das „Maison du Savoir“ zeigt einen vertikalen Quader und einen mächtigen horizontalen Riegel. Beide sind derart verschränkt, dass letzterer nicht auf dem Boden ruht, sondern über ihm schwebt.
Die große Geste, die das Team mit seinen einfachen, aber radikalen Formen verfolgt, passt zum Bauauftrag, denn das Maison du Savoir ist das neue Zentrum der erst 2003 gegründeten Universität Luxemburg. In diesem Bau werden alle Fächer der Hochschule gelehrt. Nach knapp sechs Jahren Bauzeit haben die Architekten ein Projekt fertiggestellt, das 2007 als Gewinner aus einem internationalen Wettbwerb hervorging.
Der Bau mit seiner markanten Fassadenumhüllung aus stählernen Waben ist auf einer Grundfläche von 1.512 Quadratmetern errichtet und bietet eine Bruttogeschossfläche von 53.560 Quadratmetern. Auf seinen 18 Etagen sind mehrere Hör- und Konferenzsäle, Professorenbüros, Verwaltungsräume und Gastronomie untergebracht. Die Lehrräume und Professorenzimmer sind so angeordnet, dass ein Netz aus Wegen, Brücken und Plätzen entsteht, die mit dem Außenraum korrespondieren. Über die Geschosse des horizontalen Riegels hinweg legten die Architekten schmale, belichtende Atrien an.
Das „Maison du Savoir“ ist als klares Zentrum innerhalb eines ganzen Ensembles positioniert. Mit ihren Stirnseiten gruppieren sich die neuen Fakultätsgebäude der jungen Universität um das Wissenszentrum von baumschlager eberle und Christian Bauer herum. Ihnen wird sich in Zukunft auch der geplante Bibliotheksbau von François Valentiny anschließen. Der Campus liegt auf einem 27 Hektar großen Areal, der sogenannten „Terrasse des Hauts-Fourneaux“, auf der historisch Stahl produziert wurde. Mit ihrem Entwurf für das Maison du Savoir lehnen sich die Architekten weniger an den universalistischen Geist einer Hochschule an, sondern sehen ihre zwei Riegel als figürlichen „Brückenschlag zur Vergangenheit“ dieses Ortes. (sj)
Fotos: Eduard Hueber
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archi | 09.12.2015 14:20 UhrJa aber....
Die monumentale Großform ist nie so meins gewesen. Die Futuristen fand ich auf Bildern immer ganz witzig, aber gebaut wollte ich das nie sehen.
Dieses Projekt scheint hingegen recht gelungen und der Baukörper scheint auch am rechten Ort zu ruhen. Die Fassade wirkt schon recht stark, aber....
@Peter: Hortenkachel 2.0 ist wohl der richtige Vergleich. Ich hoffe nur, dass diese Fassade hier länger und besser hält als die vom Eiermann. Angesichts der Struktur und Tiefe der Fassade habe ich da Zweifel, zumindest wird es auch im Betrieb wohl für deutliche Kosten sorgen.