Bereits im Jahr 2006 hatten Hild und K für die Stadt München einen Prototyp für ein Umspannwerk entworfen. Jetzt haben sie ihn in München-Schwabing realisiert, im August geht er ans Netz. Der Neubau ersetzt eine ältere Anlage, und weil er dank fortgeschrittener Technik kleiner ist als diese, macht er auf dem gleichen Grundstück Platz für Büros und Wohnungen in dem attraktiven Stadtteil. Unter dem Titel „Wohn- und Geschäftskomplex Elisabethmarkt" wurde dazu Ende 2016 ein Einladungswettbewerb zugunsten des Vorschlags von Bruno Fioretti Marquez entschieden.
Zurück zum Umspannwerk. In der heterogenen Umgebung zwischen permanenten Marktständen, einem Gymnasium und der Feuerwache geben die Kupferelemente der Fassade nicht nur einen eigenen Charakter, sondern weisen mit dem „in der Stromversorgung unentbehrlichen Material“ auch auf die Funktion hin: Das Umspannwerk wird den gesamten Stadtteil mit Strom versorgen.
Der eigenartige Dachabschluss, der an Zinnen erinnert, ist jedoch weniger eine rein gestalterische Entcheidung, sondern der bewegten Projektgeschichte geschuldet. Die beiden ursprünglich geplanten Bürogeschosse sollen erst in einem eventuellen zweiten Bauabschnitt hinzukommen. Ganz pragmatisch schnitten die Architekten ihren Entwurf entlang der vorgegebenen Höhenlinie ab.
So erinnert das neue Umspannwerk ein wenig an die expressionistische Architektur der Zwanzigerjahre. Die monumentale Wirkung, die damalige Industriebauten durch aufwendige Klinkerfassaden erreichten, entsteht aus dem Zusammenspiel von rohem Beton und glänzendem Kupfer – das Material zeichnet nicht nur seine hohe Leitfähigkeit, sondern auch der daraus resultierende finanzielle Wert aus. Da es sich bei dem Bau um einen Prototyp handelt, könnte seine Ästhetik in Zukunft das Münchner Stadtbild an weiteren Stellen prägen. Die Architekten, die ja unter anderem für interessante Fassaden bekannt sind, nennen diese eine „ehrliche Haut“ – und wer weiß, vielleicht bleibt das Haus ja auch so. (dd)
Fotos: Michael Heinrich
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