In der letzten Zeit werden vermehrt Projekte realisiert, die statt eines Abrisses von obsolet gewordenen Infrastrukturen deren Umnutzung implizieren. In diesem Sinne ist das neue, von OPEN Architecture geplante Kunstzentrum in Shanghai beispielhaft, denn es demonstriert auf anschauliche Weise, wie viel Potenzial in industriellen Relikten steckt. Nach der Fertigstellung eines gewölbeartigen Kunstmuseums in Nordchina hat das in New York gegründete Büro mit Sitz in Peking nun ein stillgelegtes Industriegelände in das Kunstzentrum Tank Shanghai umgewandelt. Seit rund einem Jahr kann man in den ehemaligen Kraftstofftanks des vor mehreren Jahren geschlossenen Longhua-Flughafens zeitgenössische Kunst bewundern.
Die fünf Tanks wurden durch einen neuen Körper miteinander verbunden, den die Architekt*innen als „Super-Surface“ bezeichnen. Dieses Z-förmige, flache Volumen erstreckt sich über das ganze Gelände und ist mit einem begrünten Dach versehen. Die begehbare, hügelige Dachlandschaft geht in die umgebenden Freiflächen über und stellt einen öffentlichen Zugang zum ehemals geschlossenen Flussufer her. Wie die Projektbeschreibung erklärt, wurde Tank Shanghai nicht nur als Kunstzentrum, sondern zugleich als offener Park konzipiert – auf dem insgesamt fünf Hektar großen Gelände sind Kunst, Picknicken und Joggen gleichermaßen erwünscht.
Auf einer Gesamtfläche von rund 10.850 Quadratmetern umfasst Tank Shanghai mehrere Ausstellungsgalerien mit Büro- und Aufbewahrungsflächen, Veranstaltungsräume, einen Klub für Live-Musik, ein Restaurant und ein Café. Innerhalb des fließenden Innenraumes des „Super-Surface“ sind die zylinderförmigen Tanks durch geschwungene, mit Stahlpaneelen verkleidete Eingangsrampen zugänglich. Ihr Inneres ist je nach Funktion unterschiedlich gestaltet, beispielweise als ein einzelner, weitläufiger Raum für die Ausstellung größerer zeitgenössischer Kunstwerke und Installationen, als dreistöckige Galerie für Leinwandkunst oder als Restaurant mit einem zentralen, kreisförmigen Innenhof.
Auch der Außenraum des Tank Shanghai folgt unterschiedlichen Konzepten. Eine abgestufte Wasserlandschaft führt zur zentralen Plaza und lässt an heißen Sommertagen einen kühlenden Nebel entstehen. Südlich der Plaza gibt es einen „Stadtwald“ mit heimischen Pflanzen, während die östliche gelegene Wiese Freizeitaktivitäten ermöglicht. In dem großzügigen Park befinden sich zwei weitere kleine Galerien und mehrere Kunstinstallationen. Wie die Architekt*innen im Pressetext betonen, repräsentiert Tank Shanghai den Typus einer urbanen Kunstinstitutionen ohne Grenzen und soll im einst abgeschotteten Industrieviertel der Stadt einen pulsierenden, öffentlichen Kulturort schaffen. (mg)
Fotos: INSAW Image, Wu Qingshan, Chen Hao, JJY Photo, Tian Fangfang
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Pekingmensch | 21.04.2020 04:44 UhrKontext
Zum Kontext: Direkt im Norden liegt das West Bund Art Center, mit Gebaeuden von David Chipperfield und Atelier Deshaus. Im Sueden die Baustelle des Shanghai DreamCenters. Im Westen ein neuer Business-Distrikt.
Beim Thema Kunst und Kultur war Shanghai immer etwas hinterher verglichen mit Peking (798 Art District) und dieses grosse neue Areal am West Bund ist nun der - durchaus erfolgreiche - Versuch, da etwas Boden gegenueber der Hauptstadt gut zu machen.