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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Umnutzung_in_der_Normandie_von_Encore_Heureux_7792731.html

24.01.2022

Hallenrecycling

Umnutzung in der Normandie von Encore Heureux


Die Société Métallurgique de Normandie war ein Stahlwerk in Colombelles in der Normandie, unmittelbar östlich von Caen. Das 1912 fertiggestellte Werk wurde 1993 endgültig geschlossen, die Gebäude nach und nach abgerissen. Einzig der große Kühlturm und eine eigentlich recht unscheinbare Elektrowerkstatt, Baujahr 1945, sind erhalten geblieben. Gleichzeitig wurden neue Unternehmen angelockt, hauptsächlich aus der Nahrungsmittelindustrie. Schließlich entwickelte die Gemeinde Colombelles auch Pläne, die von Graffiti übersäte Doppelhalle der Elektrowerkstatt wiederzubeleben: als kulturell-soziale Arbeits- und Produktionsstätte, mit einem Café und einer großen Halle für Veranstaltungen. Engagiert wurden das Pariser Büro Encore Heureux, das sich auf Recycling- und Umbauprojekte spezialisiert hat.

In ihrem Projekttext vergleichen die Architekt*innen die alte Halle mit einer Kirche. Die raue Betonhülle wurde ausgebessert, Gebrauchsspuren und Graffitis blieben dabei aber erhalten. Im Inneren des kleineren „Kirchenschiffs“ ließen Encore Heureux zwei Ebenen aus Holz einbauen. Café und Werkstätten liegen nun im Erdgeschoss, auf den zwei Etagen darüber befinden sich Büros und Proberäume. Schmale Durchgänge führen hinüber in die größere Halle und auf die großen, expressiven Holzgalerien, die als Arbeits-, Besprechungs- oder Pausenraum genutzt werden können und bei Veranstaltungen zu Zuschauertribünen werden. Ansonsten bleibt die große Halle frei und weitgehend in ihrem Rohzustand: als Möglichkeitsraum, in dem künftige Ideen kollektiv und temporär Platz finden können. Betrieben wird die Grande Halle de Colombelles von einem Verein namens Wip (Work in progress), in dem zwar auch Mitarbeiter*innen der kommunalen Verwaltung, vor allem aber die Nutzer*innen des Gebäudes vertreten sind.

Beim Umbau kam so viel Recyclingmaterial wie möglich zur Verwendung. Für alle rezyklierten Bauteile wurden technische Unterlagen erstellt, und manche wurden Tests unterzogen, um ihren Zustand und ihre Leistungsfähigkeit zu überprüfen. So konnten letztlich die meisten Materialien für den Wiedereinsatz freigegeben werden, darunter alte Heizkörper und Sanitäranlagen, Holzbalken für die Rahmen der Galerien, Fliesen, Steingut, Holztüren, Möbel und sogar eine alte Brandschutztür. „Dieses hohe Maß an Wiederverwendung“, so Encore Heureux, „war nur möglich durch das Einverständnis des öffentlichen Auftraggebers und des Projektmanagements sowie durch die ständige, enge Zusammenarbeit mit den technischen Aufsichtsbehörden und den Versicherungen.“ Es handele sich um ein Pilotprojekt „für eine wirtschaftlichere Architektur in einer Welt, in der die Ressourcen knapp werden“. Die Grande Halle wurden im Oktober 2019 eröffnet, der Umbau kostete 7,5 Millionen Euro. (fh)

Fotos: Cyrus Cornut



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