Die katholische Pfarrkirche St. Elisabeth in der Offenburger Straße in Freiburg entstand 1963 bis 65 nach Plänen des Karlsruher Architekten und Kirchenbaumeisters Rainer Disse. Das in Sichtbeton ausgeführte Ensemble setzte sich aus einer quadratischen Kirche mit einem schmalen Fensterband am oberen Abschluss und einem freistehenden Kirchturm, ebenfalls über quadratischem Grundriss, zusammen. Mit der Profanierung im Jahr 2006 aber sah der zeitgleich unter Denkmalschutz gestellte Bau einer ungewissen Zukunft entgegen.
Nachdem die Idee einer kulturellen Nutzung scheiterte, überformte das ortsansässige Architekturbüro an der Milchstraße das Hauptgebäude bis 2015 zum Wohnhaus und stockte es dafür um zwei, durch seine knalligen Alu-Dibond-Fassadenelemente visuell separierte Etagen auf. Das Projekt firmiert seither unter dem Namen Church-Chill. Der 22 Meter hohe Campanile, der mit der Entweihung auch seine 600 Kilogramm schwere Glocke verlor – sie fand eine neue Heimat in einer Kirche in Tansania –, aber harrte weiterhin einer neuen Nutzung. Diesem Umbau nahm sich schließlich Ingrid Maria Buron de Preser von Buron Architecture (Freiburg) an.
Der fünfstöckige Turm mit Dachterrasse beherbergt heute über einem 40 Quadratmeter Grundriss eine luxuriöse Wohneinheit. Die Bauarbeiten umfassten eine Sanierung des Betons im Außen- und Innenbereich sowie die teilweise Öffnung des zuvor nach außen hermetischen Baus um vertikale Fensterschlitze. Die Erschließung der ersten vier Etagen funktioniert über eine innere Wendeltreppe, der Hauptraum mit sieben Meter hoher Decke unter dem Dach – das sogenannte „Himmelstor“-Loft – kann mittels neuer Treppe über die eingefügte Öffnung betreten werden. Ein mittig platziertes Oberlicht bringt diesem Raum, der zuvor die Glocke beherbergte und fensterlos war, natürliche Belichtung. Die Dachterrasse ist über eine schmale Außentreppe begehbar.
In den Innenräumen dominieren auf Niveau von Erdgeschoss und Loft der rohe Beton mit den sichtbar gelassenen Schalungsbrettern. Die dazwischen liegenden Suiten sind dagegen weiß verputzt und opulent eingerichtet. Sprechen vor dem Hintergrund von Klimakrise, CO2-intensivem Beton und notwendigem Strukturwandel der Baubranche nicht alle dieser Tage von Umbaukultur und Re-Use? Man sehe, das Ganze lässt sich problemlos auch in der Deluxe-Variante haben. (stu)
Fotos: Jessica Alice Hath
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mages | 09.06.2021 09:19 UhrSCHADE
Kommentar Nr. 2 bekommt meine Zustimmung: Schade, das mit solchen Umnutzungen Orte verloren gehen, an denen sich Jugendliche und Junge Erwachsene ausleben und ausprobieren können. Auch ich habe in Kirchtürmen und -Kellern in jungen Jahren gerne meine Freizeit verbracht...