Auf Zeche Zollverein, wie es im richtigen Bergbausprech heißt, ist in der ehemaligen Salzfabrik der Kokerei ein riesiger begehbarer „Gedächtnisspeicher“ entstanden: 25.000 Objekte über Kultur, Geologie und Archäologie des Ruhrgebiets werden in einem Schaudepot zentral aufbewahrt und ab diesem Samstag, 26. Juni, auch öffentlich präsentiert. Auf den 2.400 Quadratmetern der ehemaligen Chemieanlage bündelt nun das Ruhr Museum einen Großteil seiner Exponate – natürlich sind auch Möbel des Gelsenkirchener Barocks dabei vertreten – aus verschiedenen, zuvor auf Zollverein und das Essener Stadtgebiet verteilten Depots. Das Werk, das einst der Gewinnung chemischer Nebenprodukte der Koksherstelllung diente, war seit Stilllegung der Kokerei 1993 zunächst ungenutzt. Erst ab 2017 konnte der Bau im Zuge der schrittweisen Umwandlung des ganzen Zechegeländes nach Plänen von OMA zu einem bedeutenden Museums- und Kulturstandort von Planinghaus Architekten (Darmstadt) umfassend saniert werden. Die Innenarchitektur des neuen Schaudepots mitsamt ihres komplexen Raumprogramms, das die klassischen Museumsaufgaben des Sammelns, Bewahrens und Erforschens mit dem öffentlichen Auftrag der Präsentation und Vermittlung verbindet, gestalteten südstudio (Stuttgart).
Fritz Schupp, der schon in den 1920er Jahren für Zeche Zollverein an der Planung des damals hochmodernen, komplett durchrationalisierten Schachts XII beteiligt war, hatte den Zweckbau für die Salzfabrik in den 1960er Jahren als eher unauffälligen Backsteinkubus entworfen. Von außen kaum zu erahnen ist das imposante Innere des Gebäudes, das Schupp mit zwei 18 Meter hohen Lichthöfen, eindrucksvoller Betonskelettstruktur und Verbindungsbrücken aus Stahl anlegte. Es lieferte mit seinen offenen Geschossflächen die Grundlage für die Präsentation der Sammlungen des Ruhr Museums. Planinghaus griffen folglich nur minimal in die Konstruktion ein, fügten etwa die verzinkten Stahlgeländer oder den Fahrstuhlschacht hinzu, die Raumstruktur aber erhielten sie. Auch die starken Spuren der einstigen Industrieproduktion – wie die Abnutzung der ursprünglich ganz schwarzen Farbbeschichtung der Betonwände – bleiben weiterhin sichtbar. Lediglich ein 1,50 Meter hoher Fliesenspiegel, der aufgrund der chemikalischen Verarbeitung notwendig war, wurde gänzlich entfernt.
Auf drei Obergeschossen organisierten südstudio nun die 25.000 neu zusammengekommenen Objekte nach einem klaren Schema und durchgehend in den gleichen weißen Depotschränken: Je Etage ist ein Sammlungsschwerpunkt des Ruhr Museums zu sehen. Angefangen im dritten Obergeschoss mit dem Schwerpunkt „Natur“ über „Kultur“ bis zu „Geschichte“ in der ersten Etage entsteht so für die Besucher*innen ein thematischer Parcours von der Frühzeit bis zur jüngeren Geschichte. Im Erdgeschoss mit seinem neu angelegten zentralen Zugang ist diese auf die Stockwerke des Schupp-Baus verteilte Zeitleiste nochmals in einem Schauregal zusammengefasst. Das Glasregal direkt im Foyer ist quasi ein visueller Miniaturgedächtnisspeicher des Ruhrgebietes, stets zu sehen, auch von außen. (sj)
Fotos: Brigida González
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auch ein | 25.06.2021 16:21 Uhrarchitekt
so geht ein SCHAULAGER !
man ist nicht von der menge erschlagen weil sie sauber präsentiert ist.
und im gegensatz zu einem "firmenmuseum" hat man einen überblick, die geschichte und nicht nur 2% als highlights.
TOLL!