Raue Bruchsteinmauern und ein vom Zahn der Zeit angefressener tempelartiger Haupteingang – die Kapelle der Jerónimas in Brihuega, einem kleinen Ort nordwestlich von Madrid, strahlt Ruhe und Würde aus. Wieder, denn Adam Bresnick Arquitectos (Madrid) haben die 1969 aufgegebene kleine Kirche in ein kulturelles Multifunktionszentrum verwandelt. Von der Hochzeit bis zum Yoga-Kurs finden hier nun die unterschiedlichsten Veranstaltungen statt.
Zunächst haben die Architekten den Ort und den Bau genau analysiert. Ihr Ziel war, die Rekonstruktion und Umnutzung der Kapelle aus dem 16. Jahrhundert mit Respekt vor ihrer Vergangenheit vorzunehmen. Die Fassaden wurden mit Fingerspitzengefühl restauriert, Steine neu verfugt und zugleich Wunden der letzten Jahrhunderte sichtbar gelassen.
Im Inneren hingegen ist das Meiste neu, nicht ohne auch hier die Vergangenheit zu zitieren. So wurden die verfallenen Gewölbedecken mit Konstruktionen aus Pinienholz neu interpretiert und wieder beigefarbener Marmor für die Böden sowie weiße Farbe und Putz für die Wände verwendet.
Der Innenraum ist für die neue Nutzung jetzt in drei Bereiche unterteilt: Der Raum unter der restaurierten Kuppel ist in den originalen Abmessungen erhalten. Im Eingangsbereich ist eine Mischung aus archäologischen Funden und neuen Konstruktionen entstanden. Und dort, wo früher der Chor war, steht jetzt ein neuer Einbau, der sich wie ein Haus im Haus klar von dem alten Gemäuer abgrenzt. Er ruht auf einer Betonkonstruktion und ist mit Holzlamellen verkleidet. Hier sind über Treppen und einen Aufzug Toiletten, eine Küche, Personal- und Lagerräume erreichbar.
Die Bausumme von 852.000 Euro wurde privat aufgebracht. Die Idee und das Ergebnis haben aber auch offizielle Stellen für die regionale Entwicklung überzeugt – und zu einer Unterstützung von 200.000 Euro geführt. (cg)
Fotos: Eugeni Pons
Dieses Objekt & Umgebung auf BauNetz-Maps anzeigen: