Alte Bauten für die Zukunft wieder flott zu machen hat derzeit Konjunktur. Die Besinnung auf traditionelle Handwerkstechniken und regionale Wertschöpfung im Sinne der Nachhaltigkeit ebenfalls. Das muss kein Zeichen für Retroromantik oder Rückwärtsgewandtheit sein, im besten Fall entsteht ein spannendes Miteinander der Zeitschichten. Die Umgestaltung eines alten Wohnhauses mit Scheune in Rothrist im Kanton Aargau von Andreas Pizza (Zürich) ist genau hierfür ein Beispiel. Gemeinsamer Wunsch von Bauherren und Architekt war es, die Ursprünglichkeit des Hauses zu bewahren und gleichzeitig neue Qualitäten zu schaffen, mehr Licht ins Haus zu bringen und neue Raumbezüge herzustellen.
Wesentliches Element des Umgestaltung ist ein hölzerner Baukörper, der die in der Gegend typische Laube längs des Hauses neu definiert. Der Laubenersatzbau ist nicht nur vertikale Erschließung, sondern Erweiterung des Wohnraumes, kann Spielfläche für die Kinder sein oder einfach nur ein Platz, um die Aussicht zu genießen. Er ermöglicht eine neue Verbindung vom Dach- bis zum Erdgeschoss und bringt mit seinen großen Fenstern Licht in die Räume.
Dem Bauprojekt ging eine intensive Auseinandersetzung mit der traditionellen Baukultur der Gegend voraus. Nicht nur die Laube, sondern auch andere ortstypische Elemente wie die Behandlung der Sockel, große Dachvorsprünge bei Scheunen, gelochte Bretterverschalungen und die Proportionen der Fassaden flossen in die Neugestaltung mit ein. Damit schließt Pizza auch an ein früheres Projekt an: seinem Umbau eines 300 Jahre alten Bauernhauses in Uerzlikon, das 2017 fertiggestellt wurde von der Leserschaft der Plattform Swiss Architects zum Bau des Jahres 2018 gewählt wurde.
In Rothrist wurden die ursprünglichen Funktionen der Laube – Eingang, vertikale Erschließung und Arbeitsfläche – im Wesentlichen beibehalten. Auch die traditionelle Raumfolge im Erdgeschoss wurde als prägendes Element wiederhergestellt. Durch feinfühliges Arrangieren von historischen und neuen Bauelementen verändert das Haus seinen Charakter, ohne seine Identität zu verlieren. Wesentlich zum Erfolg des Bauprojektes trägt auch der an der Außenfassade des Wohnteils verwendete Hochleistungsdämmputz bei. Schon mit einer geringen Auftragsstärke konnte eine effiziente Dämmung erreicht werden. So war es möglich Fensterbänke und Laibungen in ihrer ursprünglichen Dimensionierung zu belassen und zusammen mit den sägerauhen Brettern der Holzelemente ein authentisches Fassaden-Gesicht zu erhalten. (tl)
Fotos: Aurel Martin