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28.04.2023

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Lesen in der Mälzerei

Umbau von ff-Architekten in Berlin-Lichtenrade


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Mit der schnell wachsenden Berliner Bevölkerung stieg im 19. Jahrhundert auch der Bierkonsum und somit der Bedarf an entsprechenden Ingredienzien für die Produktion des Getränks. Wegen der unangenehmen Geruchsentwicklung bei der industriellen Herstellung von Malz aus Braugetreide errichtete die Schloßbrauerei Schöneberg ihre Mälzerei 1898 außerhalb der Stadt. Als hilfreich erwies sich, dass der Standort dank des bereits bestehenden S-Bahnhofs Lichtenrade trotzdem gut angebunden war. Der heute denkmalgeschützte mehrgeschossige Fabrikbau des Berliner Architekten Julius Wilhelm Walther mit neobarocken Giebeln und Backsteinfassaden wurde zwischen 2018 und 2021 im Rahmen des Berliner Städtebauförderungsprogramm „Aktive Zentren“ von ff-Architekten (Berlin) grundlegend saniert und umgebaut.

Die Alte Mälzerei bildet einen wichtigen Entwicklungsbaustein im seit 2022 entstehenden Stadtquartier Lichtenrader Revier, dessen Fertigstellung für Ende 2024 anvisiert ist. Der Bezirk Schöneberg-Tempelhof bespielt an diesem neuen Standort auf rund 3.100 Quadratmetern Programmflächen für die kommunale Bildungs- und Kulturarbeit mit Räumen für Stadtteilbibliothek, Volkshochschule, Musikschule sowie für ein Kinder- und Jugendmuseum.

Die Basis des Projekts bildet die Edith-Stein-Bibliothek mit multimedialen sowie pädagogischen Angeboten für Schulklassen und Kitagruppen sowie Räumlichkeiten, die – etwa durch den Einbau von Podesttreppen – ein breites Spektrum an Nutzungsmöglichkeiten abdecken. Möglich sind beispielsweise auch kulturelle Veranstaltungen mit Platz für bis zu 100 Personen. Darüber hinaus bietet die Alte Mälzerei auch Raum für die Stadtgesellschaft und steht für externe Initiativen oder Vereine aus der Nachbarschaft offen. Ein weiterer wichtiger Bestandteil ist eine ehrenamtlich geführte Suppenküche, die den gemeinwohlorientierten Charakter der Transformation unterstreicht. Wie gut sich Bibliotheken in ehemalige Fabrikgebäude einfügen lassen, zeigte kürzlich schon der Umbau einer Spinnerei in Chemnitz.

Die großen Gebäudetiefen, zum Teil niedrigen Geschosshöhen in den oberen Etagen sowie die kleinen Fenster des Bestandsbaus bestimmten die Innenraumgestaltung mit. Durch die Verzahnung der verschiedenen Einrichtungen – also Mehrfachnutzungen von Räumen und Infrastrukturen – schufen die Architekt*innen eine gute Basis für den engen Austausch zwischen allen beteiligten Akteur*innen. (uav)

Fotos: Andreas Meichsner


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Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

2

peter | 03.05.2023 12:52 Uhr

klasse

bis auf die ziemlich unsensibel und leicht banal in die giebelwand eingeschnittene pr-fassade (da wäre mehr gegangen) ein sehr schönes projekt!

1

Hinrich Schoppe | 28.04.2023 17:45 Uhr

Gut

Na da geht doch was!
Spannend wäre, was das Ganze gekostet hat, Thema: Warum ist Bauen im Bestand immer teurer als Neubau? Oder doch nicht?
Und zu welchen Zugeständnissen sich der Bauherr hat hinreißen lassen, Thema: Originalsubstanz und Gewährleistung...
Und interessant erscheint der Brandschutz; viel Papier und viel unverkleideter Stahl über sieben Etagen, dünne Kappendecken, ein einziges Treppenhaus.
Sehr interessant...
Entwurflich ist m.E. nichts zu mäkeln; das Gelb nervt vielleicht irgendwann, aber das ist Geschmackssache.
Danke.

 
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