Das im 16. Jahrhundert erbaute Sancti Spiritus Hospital in der nordspanischen Küstenstadt Baiona war einst ein Ort für Arme und Pilger. Heute beherbergt der Bau jede Menge Bücher. Murado y Elvira Architectos aus Madrid lieferten die Pläne für den Umbau des zweigeschossigen Gebäudekomplexes zur öffentlichen Bibliothek mit Geschichtsarchiv. 2010 hatten sie den Wettbewerb gewonnen. Auftraggeber war die Stadt Baiona, das Budget betrug 1,5 Millionen Euro, von denen 1,04 Millionen aus dem Fördertopf für kulturelles Erbe des spanischen Entwicklungsministeriums kamen.
Abgesehen von der renovierten Fassade sieht man dem alten Haus von außen keine Veränderung an. Für die neue Nutzung implementierten die Architekten auf 1076 Quadratmetern einen komplett neuen Innenraum. Den vernachlässigten Garten und Innenhof der Anlage rückten sie mit neuen Übergängen wieder in den Fokus der Wahrnehmung. Dazu wurde das Erdgeschoss, in dem sich Archiv, Multifunktionsraum und Kinderbibliothek befinden, zu einem langen, breiten Flur geöffnet. Er verbindet den Haupteingang wie eine Passage mit Innenhof und Garten und erschließt die Bibliothek. Die Wand zum Garten erhielt eine neue Granitoberfläche, die von Fenster- und Türöffnungen sowie einer neuen steinernen Sitznische durchbrochen wird. Auch archäologisch wertvolle Relieffragmente aus der Originalmauer wurden hier integriert.
Wer die im Halbrund angelegte Kinderbibliothek betreten will, muss durch ein drehbares Bücherregal, das wie eine geheime Tür funktioniert. Die Bücherregale sind in die gekurvten Wände aus Ahornholz eingelassen. Dazwischen gibt es Öffnungen zur dahinter liegenden Garderobe und zum Puppentheater. X-förmige Lüftungsschlitze in den hölzernen Wänden und Decken ermöglichen die Ventilation, der Boden ist mit Textil ausgelegt, schräge Wandelemente dienen zum Anlehnen – ein ideales Versteck zum Schmökern.
Der Lesesaal dominiert das Obergeschoss. Wände, Decke und Boden sind komplett mit Ahornholz ausgekleidet. An den Fensterlaibungen und den konisch zulaufenden Oberlichtern wird die Tiefe der doppelten Holzhülle sichtbar. Immer wieder tauchen kleine runde Perforationen an Wänden, Decken und Türen auf, die sich wie ein Muster durch die Geschosse ziehen. Der Saal ist von Wandregalen und offenen kleinen Kabinetten umgeben. Mal mit Bänken, mal mit Regalen ausgestattet, sind sie mittelalterlichen Sitz- und Studiernischen nachempfunden. Alles wirkt wie ein riesiges und äußerst originelles Einbaumöbel – eine behagliche Lese- und Studierhöhle mitten im verwinkelten Stadtzentrum Baionas. (da)
Fotos: Imagen Subliminal
Dieses Objekt & Umgebung auf BauNetz-Maps anzeigen:
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.
4
peter | 26.03.2018 18:27 Uhr@0815
ja, das ist richtig. andererseits müsste man wissen, wie es in den räumen vorher aussah und wieviel erhaltenswerte substanz noch vorhanden war. das kann man hier leider nicht beurteilen.