Im Nordwesten Rumäniens scheint so mancherorts die Zeit stehen geblieben. Nirgendwo sonst zeigt sich das so charmant wie in einer der zahlreichen Kirchenburgen, für die die Region Siebenbürgen (auch Transsilvanien genannt) weltbekannt ist. Gut die Hälfte der ursprünglich rund 300 mittelalterlichen Kirchenburgen finden sich heute noch in kleinen Dörfern. Sie zeugen von der jahrhundertealten Siedlungsgeschichte der Siebenbürger Sachsen, die hier ein reiches kulturelles Erbe hinterlassen haben. Während sieben Vertreterinnen dieser Typologie zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt wurden, droht vielen anderen Wehrkirchen mitunter der Verfall oder weit weniger Beachtung, als es ihrem architektonischen Wert würdig wäre.
Die zwischen dem 13. und 15. Jahrhundert errichtete Kirchenburg des Dorfes Curciu (deutsch Kirtsch) nördlich der Stadt Mediasch gelegen, kann in diesem Zusammenhang als eines von mehreren positiven Beispielen hervorgehoben werden. Im Rahmen des „Adaptive-Reuse-Programs“ der 2015 gegründeten Stiftung Kirchenburgen/Fundația Biserici Fortificate wurde das Hermannstädter Büro Modul 28 mit der Restaurierung des baulichen Ensembles sowie einer Anpassung von Nebengebäuden an eine zeitgenössische Nutzung beauftragt.
Die Architekt*innen transformierten die Pfarrwohnung sowie die Kapelle, die aus der Wehrmauer straßenseitig herausragt, in eine mietbare Ferienunterkunft. Der behutsame Eingriff wahrt die historische Charakteristik und arbeitet lediglich mit neuem Putz oder ornamentierten Holzelementen für Fenster, Fensterläden, Türen oder Möbeln. Drei gotische Fenster, die mit schmalen Metallprofilen neu in Szene gesetzt wurden, finden sich in der Apsis der Kapelle. Diese bildet nun den Wohnraum, der von der Küche aus betreten wird. Südlich schließt ein Schlafraum mit zwischengeschalteten, schmalen Bädern an.
Gänzlich neu ergänzt wurden eine Treppe, die das Ferienhäuschen flankiert und den Eingangsturm erschließt, sowie ein Raumelement, das sanitäre Anlagen beherbergt. Die in Holz errichtete, reversible Struktur spiegelt mit ihrer hofseitigen Fassade ein gestalterisches Bewusstsein wider, das sich irgendwo zwischen traditioneller und junger siebenbürgischer Baukunst einpendelt. (sab)
Fotos: Vlad Pătru
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Lars K | 15.07.2024 11:01 Uhrnett...
1. schönes Projekt.
2. was ist mit Bild6 passiert? hat sich da ein Rendering eingeschmuggelt? Der Vogelschwarm verrät es spätestens!
3. Gut, dass der Fotograf ansonsten Vlad heißt. Das nenne ich mal, transylvanische Traditionen pflegen.
Alles zusammen: Hat mir Freude gemacht.