Muckefuck in Blechkannen, verstaubte Zimmerpalmen und ein strenger Herbergsvater, der um 22 Uhr alle Türen abschließt: So ist das Bild der herkömmlichen Jugendherberge. Das es auch anders geht, will der Landesverband Bayern des Deutschen Jugendherbergswerks (DJH) am Beispiel der JH Berchtesgaden demonstrieren. Der erste Umbauabschnitt dort wurde am Samstag, 8. Oktober, eingeweiht.
Das DJH will hier das „bestehenden Areal neu interpretieren und neue Gestaltungsrichtlinien ausarbeiten, um das Erscheinungsbild und die Attraktivität der Jugendherberge zu verbessern“. Daher hatte es im Oktober 2009 drei Architekturbüros zu einem Wettbewerb eingeladen, aus dem LAVA – Laboratory for Visionary Architecture – mit Sitz in Stuttgart und Sydney als Gewinner hervorgegangen ist.
Das Team um Tobias Wallisser, Alexander Rieck und Chris Bosse ordnet in seinem Konzept den einzelnen bestehenden Gebäuden und Flächen bestimmte „Aktivitätsfelder“ zu, beispielsweise die Nutzung speziell durch Familien oder Gruppen.
Die Jugendherberge Berchtesgaden besteht aus vier in eine naturnahe Parklandschaft eingebettete Häuser mit Bergsicht. Diese vier Gebäude, errichtet in großen zeitlichen Abständen und mit unterschiedlicher Gestaltung, bilden ein gewachsenes Ensemble. Im Konzept der Architekten werden nun „überalterte Nutzungseinheiten aufgebrochen“, damit sie zukünftigen Ansprüchen gerecht werden können. „So fügen sich vorhandene Strukturen, flexible Raumeinheiten und Lounge-Bereiche zu einem völlig neuen, offenen Erscheinungsbild“.
Das Haus für Familien – „Haus Untersberg“ – ist das erste Gebäude auf dem Areal der JH, das während des laufenden Herbergsbetriebs umgebaut wurde. Dem Gesamtkonzept entsprechend weisen die Architekten unterschiedlichen Flächen jeweils eigene Funktionen zu, die sich in den Bauteilen und Einbaumöbeln widerspiegeln. Im Haus Untersberg wurde die Idee der „Schichtung und Durchdringung von Nutzungsbereichen“ aufgenommen und „im Rahmen einer Revitalisierung in die vorhandene Bausubstanz adaptiert“.
Die Architekten weiter: „Altes und Neues ergänzen sich und verleihen einander durch Kontraste Bedeutung. Das Raumangebot erhält bestimmte Funktionen, gleichzeitig entsteht durch die Kontinuität der Elemente eine gestalterische Großzügigkeit. Eine zeitgemäße Interpretation der Stockwerksbetten als Stapelbetten oder Schlaf-Cocoons, natürliche Materialien sowie die raffinierte Kombination einfacher Elemente erzeugen mit wenigen Eingriffen eine neue Atmosphäre. Jedes Zimmer verfügt über Dusche und WC, deren Anordnung je nach Zimmertyp variiert. So ist die Nutzung als Einzelzimmer, Doppelzimmer, Mehrbettzimmer bis zur Suite möglich. Die Waschtische sind in den größeren Zimmern offen positioniert.
Auch hebt sich die Interpretation der Einbaumöbel in der Fassade, in Form von auskragenden Kuben als ‚Think and Relax Box‘, deutlich von der bewahrten Holzverschalung ab. Dieses Aufbrechen der alten Struktur, ebenso wie die großflächigen Öffnungen im neuen Fluchttreppenhaus, lassen schon von außen die Veränderungen im Innern des Gebäudes erahnen: Eine Metapher für den Wandel der Jugendherbergen in Bayern zu einem neuen Image.“
Der Masterplan sieht weiterhin vor, das bestehende „Haus Hubertus“ im Zentrum der Gesamtanlage abzureißen – „trotz seines Charmes“ . Hier soll der neue Kern der JH mit den „Hauptthemen Kommunikation und Begegnung“ entstehen. Die anderen Gebäude sollen erhalten und umgestaltet werden.
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