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22.07.2022

Mehrgenerationenhaus in Oberursel

Umbau von Kupke und Lambeck Architekten


Die zentrumsnah gelegene Aumühle ist eine der ältesten Wassermühlen im hessischen Oberursel, erstmals erwähnt wurde sie schon im 17. Jahrhundert. Nachdem hier lange Zeit Getreide gemahlen wurde, entwickelte sie sich im frühen 20. Jahrhundert zu einer familiengeführten Fabrik für Leder und Kunststoffe. Nach Verlegung des Produktionsstandorts entstand in dem Gebäudekomplex auf Initiative der Eigentümer*innen ein Mehrgenerationenwohnprojekt.

Für den entsprechenden Umbau, der auch eine Kernsanierung des Bestands und einen Teilneubau umfasste, waren Kupke und Lambeck Architekten in Zusammenarbeit mit Urbanlogic (beide Berlin) verantwortlich. Sie betreuten das Bauvorhaben in den Leistungsphasen 1 bis 4 und in Teilen auch in Leistungsphase 5. Die Kosten des Projekts mit einer Bruttogrundfläche von 3.500 Quadratmetern lagen bei 4,3 Millionen Euro netto in KG 300 und 400.

Für die Umnutzung wurden zwei der ursprünglich sieben Bauabschnitte des Gebäudekomplexes entfernt und durch einen Neubau ersetzt. Dieser ist als Verlängerung der beiden früheren Produktionshallen angelegt und greift mit grob geschaltem Beton deren Materialität auf. Über den so entstandenen Riegel aus Alt- und Neubau wurde dann eine zusammenhängende Aufstockung in Holzständerbauweise gezogen und – als Referenz an die schiefergedeckten Dächer der Umgebung – mit Faserzementplatten bekleidet. Mehrere Einschnitte lockern das Erscheinungsbild des 2. Obergeschosses auf und bieten den Bewohner*innen private Außenräume. Das 1. Obergeschoss hingegen verfügt über Balkone mit filigranen Stahlgeländern, die auch im Treppenhaus wieder auftauchen.


Das ehemalige Mühlengebäude schließt seitlich unmittelbar an den Riegelbau an. Ein großzügiger Hof leitet von der Straße aus zum Eingang am sogenannten Wasserhaus, in dessen Inneren die Haupterschließung auf einer Brücke entlang des Mühlgrabens verläuft. Von der Gartenseite kommend läuft das Wasser über einen Speier ins Gebäude, fällt an der Stelle des teilweise erhaltenen Mühlrads in die Tiefe und fließt im historisch überwölbten Mühlgraben weiter. Auch die Mühlentechnik von 1904 mit Schwungrädern und Transmissionen an der Decke blieb im Eingangsbereich und im angrenzenden Gemeinschaftsraum fast vollständig bewahrt und zeugt von der Geschichte des Ortes. Viele Elemente der alten Bausubstanz wurden als Zitate wiederverwendet, darunter Holz-Glas-Bürotrennwände aus den 1950er Jahren und historische Türen; aus alten Lederbeständen entstanden Bezüge für Handläufe.

Der gesamte Gebäudekomplex beherbergt nun elf barrierefreie Wohnungen für ältere Menschen und ihre Pflegekräfte, acht großzügige Familienwohnungen, einen Gemeinschaftsraum mit Terrasse am Mühlgraben sowie einen Gemeinschaftsgarten. Zwei Flächen bieten zudem Raum für Büro-, Praxis- oder kleingewerbliche Nutzungen. Im Bereich der ehemaligen Fertigungshallen wurde der industrielle Charme des Bestands mit loftartigen Räumen aufgegriffen. Das originale Dach des Mühlengebäudes konnte nicht erhalten werden, sondern wurde mithilfe einer Brettstapelholzkonstruktion vollständig neu aufgebaut. Dabei hob man die Dachneigung etwas an, sodass eine großzügige Dachgeschosswohnung mit offenem Wohnbereich über drei Ebenen möglich wurde. (da)

Fotos: Simon Menges


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Zu den Baunetz Architekt*innen:

Kupke und Lambeck Architekten


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