Alle Entrepreneure aufgepasst: In Lissabon hat das Unternehmen Factory International einen Standort für Firmen und Start-Ups in bester Lage fertiggestellt. Factory-Gründer und Bauherr Simon Schaefer ließ dafür eine ehemalige Keks- und Nudelfabrik sanieren und umbauen. Besonders nachts wird sofort ersichtlich, dass sich hier nun das kreative Business tummelt. Die Pläne stammen vom Berliner Büro Julian Breinersdorfer Architekten.
Zu finden ist das denkmalgeschützte Fabrikgebäude an der Hafenfront Lissabons mit Blick auf die Bucht des Tajo. Früher gehörte das Areal dem portugiesischen Militär, derzeit wird es in ein sogenanntes Innovationsviertel umgewandelt. Perfekt für Factory, dessen Ziel es laut Website ist, „internationale Innovationsgemeinschaften zu gestalten und zu entwickeln“. Der Bestandsbau stammt aus dem Jahr 1973 und war vorrangig auf die Unterbringung von Nudelmaschinen ausgelegt. Entsprechend ist das Gebäude 200 Meter lang und nur elf Meter breit.
Die Beton-Skelettkonstruktion blieb ebenso wie die Treppenhäuser erhalten. Auch die grundsätzliche Einteilung der Fassade blieb bestehen, allerdings wurden einige der Backsteinausfachungen entfernt und durch großzügige Verglasungen ersetzt. Ergänzend waren zusätzliche Auskreuzungen nötig, um das Bauwerk erdbebensicher zu machen.
Da die Treppenhäuser nicht mehr den Anforderungen an Fluchtwege entsprachen, entwarfen die Architekt*innen für den schmalen Bau eine außenliegende Erschließung. Die weißen Stahlstege und Treppen ziehen sich entlang der gesamten Gebäudelänge, bis sie in der Mitte gewissermaßen durch die Fassade hindurch nach innen stoßen. Hier umlaufen sie die historischen Silos und einen neuen, verspiegelten Aufzugsschacht. Nachts machen die Handläufe dieser mäandernden Erschließung mit effektvoller Beleuchtung auf sich aufmerksam.
Im Innern lässt sich die Atmosphäre wohl am besten als hip beschreiben. Alte, verrostete Maschinen werden mit schicken Möbeln, großen Topfpflanzen und glänzenden, offenliegenden Installationen kombiniert. Was aber nicht heißen soll, dass einen hier nur modische Oberflächen erwarten – die großzügigen, meist beidseitig belichteten Räume sind durchaus von einer interessanten Schichtung alter und neuer Elemente geprägt. Besonders die zentrale Erschließungshalle hat ihren Reiz. Die hellen Treppenläufe wurden von der Decke abgehängt und die bauzeitliche gelbe Lochziegelwand verspricht vielfältige Schattenspiele. An den Stellen, wo die äußeren Stege auf die Fassade treffen, wurden die alten Ziegel herausgenommen und als nach innen geknickte Fläche wiedereingesetzt.
Auf 12.400 Quadratmetern Bruttogrundfläche entstanden für Baukosten von 20 Millionen Euro vor allem Büroflächen für große Unternehmen und Start-Ups. Bislang sind beispielsweise ein Tech Hub von Sixt und das IT-Unternehmen Inetum eingezogen, aber auch die TU Lissabon sowie die Carnegie Mellon Universität mit Hauptsitz in den USA haben Flächen angemietet. Hinzu kommen Restaurants, eine öffentliche Dachterrasse und verschiedene Veranstaltungsräume. Ins Schwärmen gerät Julian Breinersdorfer, als er im Telefongespräch von der Nutzung des Raums mit einer noch erhaltenen Nudelmaschine erzählt. Dieser sei schon mit mehreren Events von Modelabels und Galerien bespielt worden.
Das Projekt ist bereits das zweite, das Breinersdorfer Architekten für Factory entworfen haben. Das erste entstand 2014 in Berlin, ein weiteres in Cheltenham befindet sich noch in der Umsetzung. Für die Ausführung des Baus in Lissabon wurden Angela Maurice Arquitectos (Lissabon) ins Boot geholt. Die Genehmigungsplanung übernahmen José Baganha Arquitectos (Lissabon). (mh)
Fotos: Francisco Nogueira, Guillaume Bonn, Julian Breinersdorfer
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genova | 04.08.2023 10:15 UhrPR-Text
Warum veröffentlicht ihr den PR-Text der Architekten? Übel