Auf den kleinen Parzellen im Stadtteil Mapo-gu in Seoul reihen sich die niedrigen Wohnhäuser dicht an dicht. Über 16.000 Menschen leben auf einem Quadratkilometer der Südkoreanischen Hauptstadt. Entsprechend rar sind freie Flächen, entsprechend hoch die Grundstückspreise. Deshalb ist es umso wichtiger, dass hier nicht nur Neues entsteht, sondern auch mit dem Vorhandenen gearbeitet wird. Das ortsansässige Büro Indiesalon zeigt, wie die Sanierung von Bestandsgebäuden im dichten Gefüge der Seouler Innenstadt gelingen kann. Auf einem engen Grundstück bauten die Architekt*innen einen viergeschossigen Ziegelbau aus den 1990er-Jahren zu einem multifunktionalen Gebäude um.
Zuvor beherbergte das Haus sogenannte Goshiwon. Das sind sehr kleine, günstige Zimmer, die meist von Studierenden gemietet werden und gerade mal so groß sind, dass Bett und Schreibtisch Platz finden. Vor dem Umbau besaß das Gebäude lediglich einen Zugang zum Treppenhaus. Indiesalon führten die Bodenbeläge der Innenräume zum Teil in den Außenbereich fort, ergänzten zusätzliche Erschließungswege und brachten Mehrzweckraum, Café, Restaurant, Atelierraum und Ladenfläche unter.
Dem Haus gaben die Architekt*innen, deren Büro sich ebenfalls im Stadtteil Mapo-gu befindet, den Namen Piknic. Der sommerlich-luftige Titel passt nicht nur zur bunten Nutzungsmischung, sondern umschreibt auch bildhaft die vielschichtige, postmodern anmutende Gestalt des Gebäudes. Jedes Stockwerk besitzt seine eigene Funktion und seinen ganz eigenen Charakter. Da wäre zum Beispiel das Erdgeschoss: In den hellen Räumen, die von gewölbeartigen Decken überspannt werden, ist das Restaurant untergebracht. Der erste Stock, in dem sich das Café befindet, wird über eine Außentreppe erschlossen und besitzt zusätzlich eine kleine Terrasse. Der multifunktionale, sogenannte Picknickraum im zweiten Geschoss kann für Ausstellungen und Veranstaltungen genutzt werden, während der dritte Stock einen Laden aufnimmt, der auch vom Nachbargrundstück aus erschlossen werden kann. Den Abschluss bildet eine Dachterrasse.
Den ursprünglichen Farbton des Gebäudes – das dunkle Rotbraun der Ziegel, die sich im Laufe der Jahre verfärbt haben – ergänzten Indiesalon mit etwas frischeren Rottönen. Durch die andersartigen, zum Teil glatten Oberflächen werden nachträglich hinzugefügte Elemente wie Dachkanten, Stützen, Treppen oder Geländer sichtbar gemacht. Man habe sich bemüht, einen Raum zu schaffen, der sowohl Gegenwart als auch Zukunft in sich aufnehmen könne, so die Architekt*innen. (dsm)
Fotos: Donggyu Kim
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