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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Umbau_von_Herzog_-_de_Meuron_in_Tokio_7721174.html

05.10.2021

Kaufhaus entkleidet

Umbau von Herzog & de Meuron in Tokio


1984 eröffnete in Hiroshima das erste Ladenlokal eines Bekleidungseinzelhändlers, der unter dem namen Uniqlo weltweit expandieren und insbesondere mit Fleece- und Daunentextilien Umsatz machen würde. Die Marke, eine Tochterfirma des japanischen Bekleidungsriesen Fast Retailing, steht für alltagstaugliche, bisweilen unauffällige Kleidung im niederen Preissegment – die Ladenlokale hingegen bilden hierzu oft einen starken Kontrast.

Erst 2020 bezog Uniqlo beispielsweise die zuvor vom Bucerius Kunstforum genutzten Räume der ehemaligen Reichsbank gleich neben dem Hamburger Rathaus – samt oktogonalem, mit historischen Mosaiken geschmücktem Atrium. Und in Tokio steht seit letztem Jahr der globale Flagshipstore der Firma. Niemand Geringeres als Herzog & de Meuron (Basel) bauten hierfür die bisherigen Uniqlo-Verkaufsflächen im Marronier Gate an der Tokioter Einkaufsmeile Ginza um. Das erste Kaufhaus nach Pariser Vorbild in der japanischen Hauptstadt war genau wie die Firma Uniqlo vor 37 Jahren entstanden.

Um flexible Verkaufsflächen zu erzielen, verbarg man damals die Haustechnik unter niedrig abgehängten Decken und setzte die Servicebereiche an die Grundrissränder – mit dem Ergebnis, dass dem Gebäude interne Verbindungen und Sichtbeziehungen nach außen gänzlich abgingen. Für die Umwandlung zum zeitgemäßen Flagshipstore legten Herzog & de Meuron also die Grundstruktur des in die Jahre gekommenen Warenhauses frei.

Das übrig gebliebene Stahlbetonskelett bildet nun auf allen vier Etagen des Ladenlokals den Hintergrund für die bunten Kleidungsstücke und markiert das Entree als eine Art Kolonnade: An beiden Eckeingängen bleibt der Baukörper über zwei Etagen unverkleidet und ohne Bodenplatte, die wuchtige Träger-Stützenkonstruktion ist den raumhohen Glasfassaden vorgelagert. Eine verspiegelte Außendecke reflektiert dort die Innendisplays und erweitert die Ausstellungsfläche in die Fußgängerzone. 

Auch innen sind einzelne Decken und Träger mit Spiegeln versehen und erzeugen insbesondere im Zusammenspiel mit den firmentypischen roten LED-Laufschriften ein schwindelerregendes Raumgefühl. Ein über alle vier Geschosse spannender Luftraum wird zum Zentrum einer Shoppinggalerie, in der sich Glasgeländer und  Verkaufsdisplays aus hellem Holz abwechseln und den Rohbaucharakter der Raumstruktur mit ihren sichtbaren Schnittkanten kontrastieren. (kms)

Fotos: Nacasa & Partners


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