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21.07.2021

Letzte Spuren des Preußischen Hofbaudepots

Umbau von BCO Architekten in Berlin


Direkt in der Berliner Mitte, zwischen Bahnhof Friedrichstraße und der Museumsinsel, haben sich nördlich des Bahnviadukts einige Reste der dichten historischen Bebauung erhalten, so auch in der Geschwister-Scholl-Straße Nr. 5. Direkt hinter der zentralen Uni-Bibliothek von Max Dudler von 2009 und unmittelbar vis-a-vis des Archäologischen Zentrums von Harris+Kurrle von 2012 steht ein ehemaliges Wohnhaus für Hofbeamte von 1906. Dieses umfasst allerdings nicht nur ein Vorderhaus, sondern auch einen Seitenflügel mit zwei Hinterhäusern. In den beiden untersten Geschossen des zweiten Hinterhauses fand sich einst das Königliche Hofbaudepot. Hier wurden Baumaterialien und Ausstattungsstücke gelagert, aber auch Bauplastik und Skulpturen, die bei Sanierungsarbeiten entfernt und nicht selten an anderen Bauten wiederverwendet wurden – eine Art Recyclinghof der Schlösser- und Gärtenverwaltung.

Nach 1950 wurde das Depot aufgelöst, der Bestand an die einzelnen Museen verteilt. Seitdem und bis vor wenigen Jahren nutzte der Friedrichstadtpalast die Räume als Requisitenlager. Nun ist dieser Bereich des Hauses mit knapp 1.400 Quadratmetern BGF von BCO Architekten (Berlin) für eine private Bauherrin als Büro- und Gewerbefläche hergerichtet worden. „Die Qualitäten des Hofbaudepots“, schreiben BCO, „zeigen sich nicht zuletzt in den mannigfaltigen historischen Details und Oberflächen wie den Mauerwerksstützen mit abgetreppten Kapitellen, den Deckengewölben mit preußischen Kappen, den Rundbogensprossenfenstern, den hölzernen Einfahrtstoren und den Fachwerkträgern aus Stahl über dem Obergeschoss.“

Der Entwurf der Architekten konzentrierte sich also ganz auf den Erhalt vorhandener Charakteristika und Details weit über die denkmalpflegerischen Auflagen hinaus. So wurden im Obergeschoss mit seinen Oberichtstreifen die Ziegelwände weiß gestrichen und Böden aus heller Esche oder hellgrauem Estrich eingesetzt, um die Besonderheit eines fast ausschließlich von oben belichteten Raumes zu unterstreichen. Im Untergeschoss hingegen wurden die Ziegeloberflächen der massiven Außenwände gereinigt und lasiert, Trennwände und Einbaumöbel aus Eiche ergänzt. Eine zweifach angewendelte Treppe aus Ortbeton mit filigranem Stahlgeländer verbindet nun beide Etagen. Die historischen Holztore wurden restauriert, dahinter neue Stahl-Glas-Flügeltüren eingesetzt. Selbst Reste von Plakaten aus den 1960er- und 1970er-Jahren, die von der Nutzung durch den Friedrichstadtpalast erzählen, wurden transparent versiegelt und sichtbar gelassen.

Fast alles wurde wiederverwendet. Im Obergeschoss, wo sich ein Übungsraum für die Tänzer*innen befand, waren noch Spiegel und Übungsstangen vorhanden. Die Stangen nutzten die Architekten für die Möblierung der neuen Garderobe, mit den Ballettspiegeln verkleideten sie die schrägen Wände der neu eingefügten Sanitärräume. So entsteht eine irritierende, raumhohe Spiegelung, die ein zusätzliches Gefühl von Weite und Helligkeit in die Innenräume bringt.

Wer die letzten Spuren des Hofbaudepots sucht, muss in den Hinterhof hinaus treten und sich umdrehen. Hier hängen an der Außenwand noch immer 29 Reliefplatten aus Kalkstein, die Trophäen im Barockstil des späten 18. Jahrhunderts zeigen. Woher sie stammen, ist unklar. Davor steht eine kopflose Statue des Berliner Bildhauers Hermann Schievelbein, die für das Stadtschloss vorgesehen war, jedoch die „Erwartung des Auftraggebers“ nicht erfüllen konnte, wie das Landesdenkmalamt schreibt. Diese letzten Zeugen des Königlichen Hofbaudepots werden hier bleiben – „der Denkmalschutz war streng dabei, bis zur letzten Feinabstimmung der Farben für Tore und Fensterrahmen“, sagt Lisa Wameling von BCO. Öffentlich zugänglich sind die rückwärtigen, privaten Wohnhöfe allerdings nicht. Hier legt man auch mitten in Berlin-Mitte Wert auf wenig Durchgangsverkehr. (fh)

Fotos:
Werner Huthmacher


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