Sei es in Avignon oder in Paris: In den 1960er und -70er Jahren erfuhren die traditionellen Markhallen der französischen Städte einen Modernisierungsschub. Mit dem Ergebnis, dass die daraus entstehenden, für ihre Zeit typischen Betonhallen dann knapp ein halbes Jahrhundert später eine eigene Modernisierung, wenn nicht sogar ganzheitliche Aufwertung erforderten. In Avignon etwa setzte der berühmte Gartenarchitekt Patrick Blanc 2005 eine 600 Quadratmeter große Grünfläche auf die Nordfassade der renovierungsbedürftigen Les Halles, wodurch diese wieder zu einem Attraktionsort wurden.
In der Provinzstadt Pau, Verwaltungssitz des Départements Pyrénées-Atlantique, ließen die Architekt*innen des Pariser Büros Ameller Dubois die doch sehr heruntergekommene Markthalle von 1975 ganz abtragen und in gleicher Kubatur als Stahlskelettbau neu errichten. Dem anliegenden funktionalen Büroturm, in dem zeitweilig Wohnungslose illegal ihr Obdach fanden, setzten sie eine korrespondierende Fassade vor. Entstanden sind lichte 16.400 Quadratmeter Gesamtfläche, deren Terrassen und Verkaufsflächen aus allen Winkeln das vermitteln, was so eine Markthalle heute im Stadtzentrum sein soll: ein kulinarisches und gleichsam soziales Zentrum.
Das von Ameller Dubois verantwortete Ensemble aus Markthalle, Turm und Außenanlage, Complexe de la Republique genannt, ist Teil eines größeren Maßnahmenpakets der Stadt Pau zur Revitalisierug ihres Zentrums. Für eine Aufwertung der Markthalle, letztlich auch als Antrieb für eine Belebung der ganzen Innenstadt gedacht, lobte Pau 2015 einen internationalen Wettbewerb aus, von dessen sechs teilnehmenden Teams schließlich das Büro Ameller Dubois mit der Realisierung seines Entwurfs beauftragt wurde. Die Baukosten betrugen insgesamt 24 Millionen Euro.
Von 2016 bis 2019 entstand der Neubau, dessen zwei je 2.000 Quadratmeter großen Ebenen insgesamt 50 Laden- und Gastroeinheiten beherbergen. Sein Stahlskelett ist von Glasflächen umschlossen und ihm ist eine perforierte, geweißte Metallfassade vorgehängt. Innen sind die Decken aus Eichenholz, das sich an der 3.200 Quadratmeter großen und überdachten Terrasse auf der ersten Etage fortsetzt.
In einem späteren Bauabschnitt bis Ende 2020 trugen die Architekt*innen die Fassade des Turms ab und strukturierten den zentralen Erschließungskern um. Es entstanden flexible Büroflächen für Stadtverwaltung und Polizei, die dort 2021 wieder eingezogen sind. Im obersten Stockwerk befinden sich Besprechungsräume mit einem Blick auf die Stadt und die Pyrenäen. Außen ist der östliche Teil des Turms nun mit der gleichen weißen Metallverkleidung wie die Halle versehen; die Fassade auf der Terrassenseite ist mit plissierten vertikalen Paneelen in Dunkelbraun ausgestattet. Visuell entsteht der Effekt von zwei schlanken Türmen. Eine von Lichtingenieur François Migeon (Paris) entworfene Beleuchtung der Fassaden unterstreicht diesen Effekt und markiert das neue Zentrum von Pau auch nachts. (sj)
Fotos: Franck Brouillet, JF Tremege, Bayonne Balloide-Photo
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