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18.02.2019
Multifunktional im Bunker
Umbau von 51N4E und Bourbouze & Graindorge in Saint-Nazaire
Der Umbau des U-Boot Bunkers im französischen Saint-Nazaire geht in die nächste Runde. Das belgische Büro 51N4E (Brüssel) hat in Zusammenarbeit mit dem Architekturbüro Bourbouze & Graindorge (Nantes) eine der 14 U-Boot-Kammern zu einem Festsaal für Veranstaltungen ausgebaut.
Den U-Boot-Bunker hat die Deutsche Kriegsmarine im Rahmen der „Operation Todt“ in den Jahren 1941-43 erbaut – St. Nazaire war vor dem Zweiten Weltkrieg einer der größten Häfen an der französischen Atlantikküste. Nach dem Krieg hatte man einen Abriss allein angesichts der enormen Ausmaße verworfen – der Bunker mit den 14 U-Boot-Kammern ist 295 Meter lang, 130 Meter breit und bis zu 19 Meter hoch.
Der Prozess der Umnutzung begann im Jahr 1994 mit dem Projekt „Ville-Port“, in dessen Rahmen der spanische Architekt Manuel de Solà Morales vier U-Boot-Kammern (Alvéoles) im Zentrum des Bunkers öffnete und das Dach mit einer Rampe ausstattete, um es als öffentliche Plattform nutzbar zu machen. 2007 hat das Büro LIN von Finn Geipel und Giulia Andi (Berlin/Paris) die Kammer Nr. 14 für Kunst und Musikveranstaltungen umgestaltet, eine ehemalige geodätische Kuppel vom Berliner Flughafen Tempelhof auf dem Bunkerdach installiert sowie die innere Straße, die Kammern verbindet, mit LED-Lichtstäben inszeniert, die von der Decke herabhängen.
Beim aktuellen Projekt geht es nun abermals um einen Veranstaltungsort. Der veraltete Salle Jaques Brel ist aus der Innenstadt von St. Nazaire in die Kammer Nr. 12 umgezogen. Dafür haben die Architekten 2954 Quadratmeter umgestaltet. Die daneben liegende U-Boot-Kammer 11 wird ohne jegliche Einbauten als Foyer genutzt. Angegliedert an den Saal, zwischen Kammer 12 und 13, befinden sich Umkleideräume, Garderoben und Technikbereiche, die im Stil eines großen Maschinenraums ausgebaut wurden. In Kammer Nr.13 wurden weitere Flächen für Lager und Büroräume realisiert.
Der Veranstaltungssaal sollte ein freundliches und gleichzeitig flexibles Interieur erhalten, wozu der Betonboden rötlich eingefärbt wurde und die Wände eine Holzvertäfelung erhalten haben. Die eingebauten höhenverstellbaren Deckenleuchter wurden extra für das Projekt entworfen. Zur internen Straße hin wird der Saal durch eine Wand aus goldenen Metall-Paneelen geschlossen, ein großes Fenster gewährt Ein- und Ausblicke. Die Saalfassade zum Hafen hin wurde vollständig verglast. Der Veranstaltungsraum als physisch autonome bauliche Struktur, als „Box in der Box“ konzipiert und somit akustisch vom Gebäude getrennt. (kh)
Fotos: Filip Dujardin, Philippe Ruault
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Die Bunkeranlage aus dem Zweiten Weltkrieg umfasst 39.000 m² Grundfläche
Eine goldene Metallfassade vor Kammer 12 schließt den neuen Veranstaltungssaal zur internen Erschließungsstraße ab
Zum Hafen hin wurde der Saal mit einer neuen Glasfassade versehen
Links die Fassade von Kammer 13 mit den dahinterliegenden Nebenräumen, rechts die Fassade von Kammer 12 mit dem neuen Veranstaltungssaal.
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