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06.07.2023

Wohnen im alten Landratsamt

Umbau und Erweiterung in Tübingen von Danner Yildiz Architekten


Wie sich jahrzehntealte Büro- und Verwaltungsgebäude qualitätvoll für neue Nutzungen transformieren lassen, ist eine Frage, die Architekturschaffende zunehmend beschäftigen wird. Danner Yildiz Architekten haben mit ihrem Projekt am Rande der Tübinger Innenstadt jüngst eine solche Umnutzung realisieren können. Das vor Ort ansässige Büro plante Umbau und Erweiterung eines ehemaligen Verwaltungsbaus aus den 1960er Jahren zu einem Wohn- und Geschäftshaus. Die Bausubstanz des Bestands blieb dabei größtenteils erhalten, das einstige Gebäude ist jedoch kaum wiederzuerkennen.

Ursprünglich beherbergte das kastenförmige Bauwerk, das an einem Hang über dem Universitätsgelände liegt, das örtliche Landratsamt. Danach stand es lange leer, bevor Künstler*innen temporär ein „Kunstamt“ mit Atelierräumen betrieben. Schließlich sollte das stark sanierungsbedürftige Gebäude einem Neubau weichen. Bevor es dazu kam, erwarben es die Architekten Florian Danner und Abdul Yildiz zusammen mit dem Lichtdesigner Jens Maier, um es perspektivisch selbst zu nutzen.

Nachdem das Baurecht über einen Vorhaben- und Erschließungsplan angepasst und eine Erweiterung ebenso wie eine Aufstockung genehmigt wurden, konnte der Umbau für den neuen Nutzungsmix aus zehn Wohnungen und einer Bürofläche mit 1.490 Quadratmetern beginnen. Zunächst wurde der Stahlbetonskelettbau auf Rohbauniveau zurückgeführt und neben dem Altbau ein mehrgeschossiger Gebäudeflügel ergänzt. Hinzu kam die Aufstockung von zwei weiteren Wohngeschossen. Als Holzbaukonstruktion ausgeführt, sind sie deutlich rückversetzt, um Raum für Dachterrassen zu schaffen. Auch erscheint der Komplex dadurch aufgelockert und weniger massiv.

Hangseitig ragen die Wohnebenen über den Bestand hinaus, gestützt von einem Stahlbetonraster in den Abmessungen des Bestandsbaus. Hier entstand eine offen geführte Erschließungszone mit frei eingehängten Treppenläufen, Brücken und Podesten. Eine schräg angeschnittene Gebäudefuge leitet von der Straße über eine Rampe barrierefrei in einen überdachten Hof.

Während der Erweiterungsbau sieben Wohnungen, eine Tiefgarage und eine Gewerbeeinheit der Universität Tübingen aufnimmt, befinden sich im Bestand die Planungsbüros der Bauherren und weitere drei Wohnungen. Für die weitläufigen Arbeitsräume mit raumhoher Verglasung wurden einige Zwischenwände und die Fertigteilbrüstungen entfernt. Die ebenfalls von den Bauherren genutzten Wohnungen im obersten Geschoss verfügen jeweils über eine direkte Anbindung an die Dachfläche mit begrünten Terrassen und Outdoor-Küchen. Für die Innenraumgestaltung konnten einige Materialien des Bestands wiederverwendet werden, darunter Specksteinplatten, Glasbausteine und Registraturregale.

Eine der obersten Einheiten ist als großzügige, minimalistisch wirkende Einraumwohnung ausgebaut. Ausgestattet mit kaum wahrnehmbaren Leuchtmitteln fließt hier der Wohnbereich um ein eingestelltes Raummöbel herum. Dieses ist mit einer schallabsorbierenden Akustikwand aus Eichenholzlamellen verkleidet und nimmt Bäder, WCs, Ankleide, Stauraum sowie sämtliche technische Gebäudeausrüstung auf. (da)

Fotos: Zooey Braun


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