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05.10.2023

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Backsteingotik mit dunklem Annex

Umbau und Erweiterung in Olomouc von atelier-r


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Die sogenannte „Rote Kirche“ im tschechischen Olomouc im Landesteil Mähren wurde um 1900 im Neostil der norddeutschen Backsteingotik errichtet. Ursprünglich für die protestantische Gemeinde entstanden, diente sie ab den 1960er Jahren schlicht als Bücherdepot der seit dem 16. Jahrhundert bestehenden Wissenschaftlichen Bibliothek. Der ehemalige Sakralraum mit seinen Kreuzrippen- und Sterngewölben war für die Öffentlichkeit jahrzehntelang nicht zugänglich und in sehr schlechtem Zustand.

Nach dem Umzug der Bibliotheksbestände in einen Neubau wurde das denkmalgeschützte Gebäude ab 2020 im Auftrag der Stadt vom ortsansässigen Büro atelier-r grundlegend saniert, umgebaut und um einen Anbau erweitert. Nun findet dort ein Kulturzentrum Platz, das Raum für kleinere Konzerte, öffentliche Lesungen, Vorträge oder Kunstausstellungen bietet. Zudem dient der Bau weiterhin als Informationszentrum für die renommierte Wissenschaftliche Bibliothek.

Das baufällige Kirchendach wurde in den ursprünglichen Formen und Dimensionen rekonstruiert und – wie auch der 55 Meter hohe Turm – mit quadratischen Kupferplatten neu gedeckt. Stuck und Putz im rund 400 Quadratmeter großen, weiß gestrichenen Kirchensaal mit drei Apsiden und Empore wurden ausgebessert. Die Gewölbegrate in Sichtziegelmauerwerk hat man renoviert und den Terrazzoboden in hellem Rosa komplett erneuert. 

Ohne den Kirchenbau in seiner Gesamterscheinung wesentlich zu beeinträchtigen, ist der neue Baukörper durch einen verglasten Gang an den Bestand angefügt. Er verbindet die Kirche mit dem gegenüberliegenden Gebäude der Bibliotheksdirektion. Der zweigeschossige Neubau nimmt auf fast 200 Quadratmetern Fläche die gemeinsame Eingangshalle mit Rezeption und Café auf. Das kristallartige Volumen aus Glas und mattschwarzem Aluminium basiert auf einem spitzwinkligen Grundriss und greift in seiner Geometrie die neogotischen Stilformen auf. Der Innenraum mit pastellrosa durchgefärbten Betonböden, Sichtbetonwänden und Holzeinbauten wird von einer über die gesamte Raumhöhe reichenden Bücherwand dominiert.

Der öffentliche Außenraum rund um das in diesem Jahr für 7,2 Millionen Euro fertiggestellte Kulturzentrum wurde in die Planung einbezogen und als Platz mit Sitzgelegenheiten und Begrünung gestaltet. (uav)

Fotos: BoysPlayNice


Zum Thema:

Sehenswerte Kirchenanbauten entstanden zuletzt auch in Neustadt, Leipzig oder in Dielsdorf bei Zürch.

In Olomouc bauten Šépka architekti (Prag) kürzlich das Dachgeschoss des Domdekanats um, indem sie einen neuen Betonbaukörper in die historische Holzkonstruktion stellten.


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Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

5

solong | 06.10.2023 09:30 Uhr

gekonnt

... gedachte und gemachte erweiterung mit ordentlich respekt vor dem bestand ... ohne sich "wegzuducken" ...
die "dekobücherwand" sorgt für eine angenehme aufenthaltsqualität ... warum nicht ?! ... bezüglich nachhaltigkeit ... gilt immer noch an erster stelle : wirklich nachhaltig sind die dinge die man lange nutzen kann ... und aluminium zählt dazu, zudem ist es leicht ... bei solchen alufassaden liegt man so bei 6 kg aluminium pro m2 fassade, in einem auto sind durchschnittlich aktuell so um die 200 kg alu verbaut ... vergelich man jetzt die nutzungsdauer auto zu fassade ... kommt man für die fassade auf etwa faktor 4 ... also ein verhältnis von 1,5 kg zu 200 kg

4

arcseyler | 06.10.2023 08:47 Uhr

......

Vom geistlichen zum geistigen Inhalt, der aus dem Baukörper austritt.

3

auch ein | 06.10.2023 07:50 Uhr

architekt

seh ich das richtig?: die bücher im regal des hohen raumes und in diesem "skulpturalen möchtegern-design-regal sind fake? als "hinweis" auf die ehemalige nutzung?
wäre ein schöner nonsens in der menge.....

2

stauBmeier | 05.10.2023 16:00 Uhr

Ü50-Architektur:

Irgendwas
tut
immer
weh.

1

Stefan May | 05.10.2023 15:43 Uhr

Nachhaltigkeit

Kann mir jemand verraten wie nachhaltig eine solche Fassade ist? Grundsätzlich lässt sich Aluminium ja ganz gut recyceln und in den Kreislauf zurückführen. Und je nach Wandaufbau sollte sich die Wand auch sortenrein trennen lassen? Gibt es noch weitere Punkte die berücksichtigt werden müssen oder kennt jemand gute Alternativen mit einer ähnlichen Erscheinung?

 
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