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05.12.2024

Wohnen in der Kirche

Umbau und Erweiterung in Berlin von Bundschuh Architekten


In einem Gebäudeblock in Berlin-Schöneberg steht eine Kirche, die eine interessante Wandlung vollzogen hat. Nach dem Umbau und der Erweiterung von Bundschuh Architekten (Berlin) wird hier nun gewohnt. Im Zusammenspiel mit der Landschaftsgestaltung von Hahn Hertling von Hantelmann (Berlin/Hamburg) sei eine Art kleines Dorf entstanden.

Die Kirche wurde ursprünglich 1921 errichtet, dann im Zweiten Weltkrieg beschädigt und in den 1950er-Jahren wieder aufgebaut. Zuletzt nutzte sie eine kleine, exil-koreanische Methodistengemeinde, die jedoch so klein geworden war, dass sie den Kirchenraum aufgab. Fast zeitgleich entdeckte Roger Bundschuh das Gebäude. Da der Berliner Architekt zu dieser Zeit an der Ausführung eines Baugruppenprojekts in Kreuzberg arbeitete, entstand die Idee, auch aus der Kirche ein ungewöhnliches Wohnprojekt zu machen – und zwar mit dem gleichen Partner, der Bürgerstadt AG als Bauherrin und Baugruppenorganisatorin. Die Landeskirche verkaufte Gebäude und Grundstück, weil die Bürgerstadt und Bundschuh unter den Interessenten die einzigen waren, die den Kirchenbau erhalten wollten.

In der Kirche sind acht individuelle Wohnungen zwischen rund 80 und 200 Quadratmetern entstanden. Die Architekt*innen haben versucht, so viel wie möglich von der ursprünglichen Atmosphäre zu erhalten. Eine Wohnung nutzt den alten Kircheneingang als Gartentür, die Dachgeschosswohnung erreicht man über eine Treppe im Kirchturm, der ebenfalls zur Wohnung gehört. Eine Leiter führt dort hinauf bis zur offenen Laterne in der Turmspitze. Das runde Fenster im Dachgeschoss war allerdings nicht mehr original erhalten, weshalb die Architekt*innen es als Zitat neu einbauen ließen. In den meisten Wohnzimmern gibt es bis zu dreigeschossige, vertikale Öffnungen – laut Bundschuh eine Erinnerung an den „Raumeindruck des Kirchenschiffs“.

Um die Öffnung in der Blockstruktur zu bewahren, setzten Bundschuh Architekten ein sechsgeschossiges „Lofthaus“ an die Brandwand des südlichen Nachbargebäudes. So konnte die zentrale Achse durch die Baulücke zur Kirche offen bleiben. Im Neubau gibt es auf jeder Etage eine Wohnung zwischen circa 80 und 140 Quadratmetern Wohnfläche. Laut Bundschuh sei jedes Geschoss gewissermaßen als „großer, dreiseitig belichteter Raum mit bodentiefen Fenstern“ gedacht. Je ne nach Lebensmodell wird dieser Raum jedoch in verschiedene Zimmer aufgeteilt. Die unterste Wohnung hat einen privaten Garten, die oberste Zugang zur begrünten Dachterrasse.

Insgesamt sind mit den 14 Wohnungen rund 1.700 Quadratmeter Wohnfläche entstanden. Alle sichtbaren Bauteile beider Gebäude wurden im gleichen Farbton gehalten, sodass sie als Ensemble wirken. Neben kleinen, privaten Gärten gibt es auch gemeinschaftliche Flächen. Bundschuh spricht von einem „kleinen, grünen Dorf mitten in der Stadt“, das zeige, wie sich dichtes, städtisches Wohnen und eine hohe Qualität von Wohn- und Außenräumen verbinden lasse. (fh)

Fotos: Laurian Ghinitoiu



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piberhofer K produktion/Bürgerstadt AG

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