Tomioka liegt in der Gunma-Präfektur auf Honshu, der Hauptinsel Japans und ist bekannt für seine Seidenfabrik, die seit 2014 zum Unesco-Weltkulturerbe zählt. Die Seidenfabrik wurde 1872 als erste ihrer Art in Japan gebaut, von Paul Brunat, einem französischen Ingenieur. Seit einiger Zeit lassen sich in Tomioka führende Technologieunternehmen nieder. In diesem Sinne war es erklärtes Ziel der ansässigen Industrie- und Handelskammer, dass die Architektur ihrer neuen Räume eine Art Zukunftsgewandtheit ausdrückt. Das Architektenpaar Takaharu und Yui Tezuka aus Tokio baute dafür ein ehemaliges Kimono-Geschäft um, das die Kammer gekauft hatte.
Es besteht aus einem Geschäftsgebäude an der Straße und einem Lagerhaus in traditioneller Holzbauweise, das sich in die gesamte Tiefe des Grundstücks erstreckt. Das Geschäftshaus wurde bis auf die Straßenfassade und die alten Dachziegel komplett erneuert. Das Lagerhaus wurde umgebaut und bekam ein markantes Dach aufgesetzt. Es besteht aus sechs Giebeln unterschiedlicher Größe. Die Architekten haben laut eigenen Angaben das Holzfachwerk der Tamioka-Seidenmühlengebäude nachgebaut. Doch sie verwenden die diagonalen Streben dabei nicht wie traditionell als Fachwerkträger, sondern als Flächenelemente. Ihre Anordnung folgt dem sogenannten Monocoque-Prinzip, das vor allem im Automobilbau Anwendung findet. Dabei nehmen statt Stützen oder Balken eher Flächen oder Schalen die Kräfte auf.
Das konstruktive Raster setzt sich im Innenraum fort, wo es als Buchregal erscheint und an eine „Namako-Wand“ erinnert. Diese Wand basiert auf einer traditionellen Bauweise aus Schieferplatten, die mit hellem Lehm aneinandergefügt sind und häufig für den Brandschutz für Lagerhäuser verwendet wurden, wie auch für den des vorherigen Kimono-Ladens.
Im Erdgeschoss sind Büroräume und ein Konferenzsaal untergebracht. Letzterer verläuft über beide Etagen und kann für ale Arten von öffentlichen Feierlichkeiten genutzt werden. Im Obergeschoss befinden sich ein offenes Büro und Versammlungsräume. Die Dachkonstruktion ist mit Schichtholz und galvanisiertem Stahlblech gedeckt. Nur die Dachseite zur Straße hin zeigt traditionelle Dachziegeln, der First schließt mit dem traditionellen Hakomune, einem First- und Giebelschmuckelement ab. (eb)
Fotos: Fototeca-Kida Katsuhisa
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