Im Auftrag der südkoreanischen Stadt Jeonju, die aufgrund ihrer Altstadt mit zahlreichen Hanok-Häusern zu den touristischen Zentren des Landes gehört, transformierten one-aftr die Ruine eines früheren Wohnkomplexes in ein Café mit unkonventionellem Raumkonzept. Das in Seoul ansässige Büro orientierte sich dabei am Erscheinungsbild traditioneller koreanischer Kaffee- und Teehäuser, Dabang genannt. Zugleich sollte der Umbau auch von der Geschichte des Ortes erzählen. Ziel der Architekt*innen war es daher, möglichst viel vom Bestand und seiner Struktur ebenso wie von der üppigen Vegetation, die sich während des langen Leerstands zwischen den Bauten entfaltet hatte, zu erhalten.
Das neu gestaltete Areal liegt in einem ehemaligen Industriegebiet und beherbergte ursprünglich ein Wohnheim für die Arbeitskräfte der umliegenden Fabriken. Als diese schlossen, wurde auch das Heim aufgegeben und verfiel. Es bestand aus drei parallel zueinander stehenden, länglichen Häusern, wobei das größte Gebäude an der nördlichen Grundstücksseite die Wohnung der Wohnheimsleitung aufnahm. In den beiden anderen, schmaleren Baukörpern befanden sich die Schlafräume der Fabrikarbeiter*innen: Im mittleren Volumen gab es drei Einheiten, im südlichen vier.
Aufgrund ihrer kompakten Größe von nur zwölf Quadratmetern je Wohneinheit und des geringen, 1,20 Meter betragenden Abstands zwischen den Gebäuden, ließen one-aftr hier systematisch Teile der Wände und des Daches entfernen. Dadurch sind neue Freiräume entstanden, die die Luftzirkulation und den Einfall von Sonnenlicht begünstigen. Im mittleren Bau stehen nur noch die beiden querseitigen Außenwände, der Boden wurde hingegen ausgegraben, um einen versenkten Garten anzulegen, der das ursprüngliche Volumen nachzeichnet. Die Innenwände des südlichen Gebäudes wiederum blieben erhalten, hier wurden stattdessen die Außenwände an beiden Längsseiten geöffnet. Die früheren Raumeinheiten bieten nun auf einem erhöhtem Boden halboffene Separees mit Sitzplätzen.
Das nördliche Haus umfasst den einzigen vollständig geschlossenen Raum, der isoliert und klimatisiert ist und damit im Winter als Hauptaufenthaltsraum dienen kann. Hier sind das eigentliche Café sowie die Sanitäranlagen untergebracht. Nach dem teilweisen Rückbau der Gebäude wurde eine neue Dachstruktur aus Metall errichtet, die sich als verbindende Klammer über alle drei Baukörper zieht. Die teils transparente Deckung lässt viel Licht in die Freiräume, abgehängte Textilbahnen dienen dabei dem Sonnenschutz. Am östlichen Ende des Komplexes verbindet außerdem ein neu angelegter Weg die drei Baukörper miteinander.
Es ist nicht das erste Mal, dass das noch recht junge Büro der beiden Architekten Joon Ma und Ryu Ahn mit minimalen Interventionen maximale Wirkung erzielt. Auch bei einem 2021 in Seoul fertiggestellten Umbau setzten sie auf Purismus und Reduktion. (da)
Fotos: Jang Mi