Seit die südchinesische 17-Millionen-Metropole Shenzhen geradezu explosionsartig wächst, sind die historischen Gebäude und Strukturen im Bereich der 1.700 Jahre alten kantonesischen Stadt Nantou – eine der Keimzellen von Shenzhen, die heute mitten im Stadtgebiet liegt – durch meist ungeplante oder illegale Bautätigkeit besonders bedroht. Seit einigen Jahren arbeitet die Stadtverwaltung mit Eingriffen dagegen, die das Wachstum wieder stärker unter Kontrolle bringen sollen. Öffentliche Räume werden verbessert, historische Gebäude möglichst erhalten, aktiviert oder umgenutzt.
Erst kürzlich berichteten wir über zwei sehr unterschiedliche Projekte, die in diesem Kontext realisiert wurden: ein Betondach über einem historischen Häuschen von Trace Architecture Office (TAO) und ein Nachbarschaftszentrum von Atelier FCJZ. Unmittelbar gegenüber von letzterem haben TAO nun ein weiteres Projekt fertiggestellt. Wie schon das Betondach ist es ein experimenteller Umbau, der dieses Mal allerdings auf einer ganz anderen architektonischen Strategie beruht.
Das Projekt nutzt drei winzige Grundstücke, auf denen bereits zwei illegale Wohnbauten standen. Statt sie abzureißen, ließen TAO sie auf ihre Tragstruktur zurückbauen, um diese weiterzunutzen. Dazu wurde die vorhandene Struktur wie eine Rohmasse behandelt: Sie wurde aufgestockt und um einen dritten Gebäudeteil ergänzt. Zusätzlich wurde der Bestand an beiden Seiten beschnitten, um die umliegenden öffentlichen Räume durch zwei neue Fußgängerpassagen miteinander zu verbinden. Dann fügten TAO eine weiße Metalltreppe hinzu, die das gesamte Gebäude erschließt, und umspannten das Ganze zum Schluss mit einem leichten Metallnetz. Referenzen für solche Metall-Kleider finden sich in der zeitgenössischen Architektur in letzter Zeit öfters, etwa bei einer Kunstgalerie in Seoul oder einem Kulturzentrum in Bahrain.
Das Metallnetz in Nantou soll einerseits der offenen, heterogenen Struktur darunter ein einheitliches Äußeres verleihen und andererseits Leichtigkeit und Transparenz herstellen. Licht war insbesondere für die noch immer engen Zwischenräume zu den umliegenden Gebäuden nötig. In einem davon verläuft nun die neue Metalltreppe als einläufige, öffentliche Erschließung, die die neue Dachterrasse mit dem Straßenraum verbindet. Vor dem Erdgeschoss formt der Überwurf eine spielerisch anmutende, leichte Öffnung, die an einen Theatervorhang denken lässt. Hier liegt der Eingang zu Treppe und Erdgeschoss.
Im Inneren des Gebäudes sind Ausstellungsräume der Stadtverwaltung zur Geschichte und Transformation von Nantou eingerichtet worden. Dieser Diverse Homology Pavilion wurde von der Gestaltungsagentur Diameter Narrative Design (Peking) konzipiert. Die Ausstellung erstreckt sich über insgesamt vier verschiedene Gebäude in der Nachbarschaft und schafft so eine inhaltliche Klammer für die weitere Entwicklung in Nantou. (fh)
Fotos: Chen Hao, Li Hua, Kejia Mei, TAL
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AntiAndo | 26.01.2024 09:10 UhrMom I want Sanaa New York New Art Museum
We have Sanaa at home, kid!
The Sanaa New York New Art Museum at home:
Spaß beiseite, nettes Teil. Ich mag, das man auf die Bestandsmauern aufgebaut hat. Es wäre nur sicherlich etwas origineller gewesen, würde man davon auch noch etwas wahrnehmen können. Lies sich wohl mit der Nutzung nicht vereinbaren.
Jedoch fällt es mir einfach hier sowie bei den im Artikel aufgeführten weiteren Bauten mit Metallnetz schwer, nicht an das Original von Sanaa zu denken, gerade weil dieses ohne ein Metallnetz auskommt. Finde den erzielten Effekt mit einem Streckmetall und opaken Flächen etwas interessanter.