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15.08.2018

Wohnen unterm Kirchendach

Umbau in Reutlingen von Architekturbüro Manderscheid


Nur das kleine Kreuz auf der Spitze des zehn Meter hohen Zeltdachs wies die neuapostolische Kirche in Reutlingen-Altenburg eindeutig als Kirchenbau aus. Ansonsten hätte das Gebäude mit den rotbraunen Ziegeln und der hellen Putzfassade fast als Einfamilienhaus durchgehen können. Da passt es doch, dass der Sakralbau nach dem Umbau von Architekturbüro Manderscheid aus Stuttgart als geräumiges Wohnhaus für eine Familie dienen kann. Das Kreuz wurde vom Dach der 1961 erbauten und 1974 erweiterten Kirche natürlich entfernt.

Im Innenraum ist allerdings weiterhin eine spezielle Raumqualität spürbar, die sich von der klassischer Vorort-Einfamilienhäuser abhebt. Im Besonderen natürlich im Wohnbereich unter dem hohen Zeltdach, der als Mittelpunkt des Familienlebens dient. Um hier die Großzügigkeit zu erhalten, wurde die Küche als Raum-im-Raum eingestellt. Auf der oberen Ebene dieser Küchenbox, die über eine Regaltreppe und eine schlanke Brücke erschlossen wird, ist ein Balkon erreichbar. Über einen Tresen öffnet sie sich zum Wohnraum hin, der kaum verändert wurde.

Beim vorgelagerten Flachbau wurden einige Eingriffe in den Grundriss vorgenommen, unter anderem wurde die Eingangssituation umgestaltet. Daher kann man jetzt vom zur Haustür umfunktionierten Portal aus durch die Diele bis in den Wohnraum blicken. Die Diele ist mehr Raum als Flur, und keines der ineinander verschachtelten Zimmer ist rechteckig – auch dies macht den Reiz des Umbaus aus.

Am stärksten wurde der Bestand in Bezug auf die Materialien verändert. Die neue Holzfassade, die sich an regionaltypischen, landwirtschaftlichen Schuppen orientiert, verkleidet sowohl den Flachbau als auch den Wohnbereich. Im Inneren wurden die gemauerten Wände mit einem rosé-farbenen Kalkputz geschlämmt, so dass die Mauerwerksstruktur sichtbar bleibt. Der Boden ist ein geglätteter Zementestrich, in den Schlaf- und Kinderzimmern wurde geöltes Industrieparkett verlegt. Einbauten wie die Küchenbox, aber auch weitere Möbel und Innentüren bestehen aus unbehandelten Nadelholzplatten. Bei den Türen werden diese von grau lackierten L-Stählen als Zarge mit sichtbaren Bändern gehalten.

Für eine Solewärmepumpe wurden im Garten vier Bohrpfähle gesetzt, die im Winter Wärme und im Sommer auch leichte Kühlung für die neue Fußbodenheizung liefert. Über eine Photovoltaik-Anlage auf dem Flachdach wird die Wärmepumpe mit Energiespeicher versorgt. Zusätzlich ist im Wohnraum ein raumluftunabhängiger, automatisch steuerbarer Pelletofen eingebaut, der in der kalten Jahreszeit behagliche Wärme spenden kann. (kh)

Fotos: Johannes-Maria Schlorke


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Eine Kirche wird zum Einfamilienhaus.

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Landwirtschaftliche Schuppen waren die Referenz für die Materialwahl der Fassade.

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Das hohe Dach schafft besondere Raumqualitäten im Innenraum.

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Die neuapostolische Kirche vor dem Umbau.

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