Eigentlich kann sich ein Museum kaum einen besseren Standort wünschen: direkt an einer belebten Einkaufsstraße in der Innenstadt und den Hof teilt man sich mit dem 2007 von Peter Zumthor so eindrucksvoll umgebauten Diözesanmuseum Kolumba. Dennoch ist die Geschichte, aufgrund der das Kölnische Stadtmuseum seit März im ehemaligen Modehaus Franz Sauer zu finden ist, eine Geschichte voller Unglücke und Zufälle.
Diese begann im Juni 2017, als ein Wasserschaden im historischen Zeughaus, das seit 1954 die Heimat für das Stadtmuseum war, eine eilige Ausräumung aller Objekte nötig machte. Das Zeughaus war schon zuvor ein nicht nur zu enges, sondern auch dringend modernisierungsbedürftiges Gebäude für das Museum gewesen. Geplant war eigentlich, das Stadtmuseum an einen viel prominenteren Standort zu versetzen, nämlich in jenen Neubau, den die Stadt gemeinsam mit dem Domkapitel südlich des Kölner Doms errichten lassen wollte. Den Wettbewerb hatten Staab Architekten 2017 gewonnen. Solange hätte das Stadtmuseum im Zeughaus noch durchhalten müssen. Jetzt aber stand man quasi über Nacht auf der Straße.
Der Zufall wollte es, dass das Modehaus Franz Sauer an der Minoritenstraße, ein dynamisch geschwungener Bau des Kölner Architekten Ulrich Coersmeier mit postmoderner Fassade aus Quarzit und Basalt-Lava, gerade 2016 hatte schließen müssen. Jetzt mietete die Stadt das Haus als Interimsmuseum für großzügig gerechnete zehn Jahre. Bis dahin hätte der Neubau am Dom stehen sollen.
Die Ausstellungsfläche des Museums ist in seinem neuen Zuhause zwar von rund 2.000 Quadratmetern auf 750 geschrumpft, die sich durch eine architektonisch interessante Split-Level-Lösung auf fünf Halbgeschosse um eine Rundtreppe verteilen. Fotos von 1989 zeigen Messinggeländer und Kunstpalmen, was unmittelbar an Hans Holleins Österreichisches Verkehrsbüro in Wien von 1976 denken lässt.
Für die neue Nutzung als Museum mussten die ehemaligen Verkaufsräume zunächst ausgeräumt und umgebaut werden, die Planung dafür übernahmen Georg Döring Architekten (Düsseldorf). Für die Neuinszenierung als Museum waren hingegen neo.studio (Berlin) zuständig. Sie legten ins Foyer einen Bereich für Sonderausstellungen, die kostenfrei auch für Passanten von der Straße zugänglich sind. So sollen am neuen Standort noch mehr Menschen ins Stadtmuseum gelockt werden. Dabei soll auch die bunte Gestaltung auf den offenen Halbebenen helfen, die mit einem verspielteren Zugang die Stadtgeschichte ausstellt und lieber mit großen Fragen als mit strenger Chronologie aufwartet. An vielen Stellen greift die Ausstellungsgestaltung direkt die Architektur auf, etwa in den Kreisen und Halbkreisen, die überall im Gebäude zu finden sind. So auch im offenen Eckfenster zum Hof, wo man die Kolumba von hinten sehen kann. Und ebenso in den Fenstern mit ihren geschwungenen Bögen und Messinggeländern, die vom ersten Stock den Blick zur Straße freigeben.
Man kann sich gut vorstellen, dass das Museum an diesem Standort zehn Jahre lang bleibt. Oder länger? Aktuell sieht es so aus, denn der Neubau an der Kölner Domplatte ist im Januar 2024 abgesagt worden. Dem Domkapitel der katholischen Kirche, das 20 Prozent aller Kosten tragen sollte, waren die Preise zu sehr gestiegen, die Stadt hatte den Kostenanteil nicht übernehmen wollen. Fürs erste wird das Stadtmuseum also im Modehaus bleiben müssen. (fh)
Fotos: Constantin Ehrchen, Ken Schluchtmann
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