1969 baute der niederländische Architekt Hugh Maaskant im nördlichen Teil Eindhovens am Rande des Campus der Technischen Universität ein Studierendenzentrum, das nicht nur wegen seiner architektonischen Erscheinung, sondern auch aufgrund seiner langjährigen Nutzung als sozialer Treff- und Mittelpunkt für das lokale Studentenleben vor Ort Bekanntheit erlangte. Die brutalistische Architektur, die neben ihren massiven Volumina und horizontal gedrungenen Linien auch durch die Materialität Beton gekennzeichnet ist, bescherte dem Bau schon früh den Spitznamen De Bunker. Maaskant, der bis 1977 lebte, prägte das Architekturgeschehen in den Niederlanden der Nachkriegszeit deutlich und wurde anlässlich einer 2013 erschienenen Monographie bereits als „Taufpate des dortigen Architekturwunders der letzten Jahrzehnte“ gepriesen.
Nach vorangegangenem Wettbewerb, den 2016 die TU Eindhoven initiierte, wurde das Bestandsgebäude von den Architekt*innen von Powerhouse Company (Rotterdam) gemeinsam mit den Entwicklern RED Company (Rotterdam) und Being Development (Amsterdam) umfassend saniert und erweitert. Die bereits hier vorgestellten Pläne konnten nun Anfang 2023 fertiggestellt werden.
Erklärtes Ziel des Architekturteams war die Revitalisierung und Transformation des Bunkers, der in den vergangenen Jahren ungenutzt zu verfallen drohte. Was die Architekt*innen als „mutige Lösung“ dieser Bauaufgabe beschreiben, ist die Ergänzung des ursprünglichen Gebäudes durch einen 32 Stockwerke hohen Wohnturm, wovon lediglich der Sockel aus dem ehemaligen Bunker besteht. Durch geneigte Außenwände, asymmetrische Formen und Abstufungen sowie horizontale Linien in der Fassadengliederung greift der sogenannte Bunker Tower architektonische Merkmale des ursprünglichen Gebäudes auf und setzt diese in der Vertikalen fort. Darüber hinaus versucht der Neubau auch über die Materialien – etwa Fassadenplatten aus grau-weißem Naturstein, Holz und Glas – eine Referenz zum Bestand herzustellen. Am Ende bleibt dennoch die Frage: Was bleibt vom legendären De Bunker?
Neben dem neuen Aufbau erhielt der Bunker auch neue Nutzungen. Auf den Flächen, die in der Vergangenheit noch durch das Studierendenwerk, Vereine, Studierendenverbindungen und einer Mensa der TU Eindhoven genutzt wurden, entstanden nun Büroräume, ein teilweise öffentliches Café sowie Wohnungen. Mit dem Turmaufbau wurden dabei auf 32.640 Quadratmetern insgesamt 210 Miet- und Eigentumswohnungen realisiert.
Die umliegenden Flächen, auf denen vormals Pkw-Stellplätze untergebracht waren, gestaltete das Landschaftsarchitekturbüro DELVA Landscape Architecture & Urbanism zu öffentlich zugänglichen Grünflächen um. Die Stellplätze sind in einer neu geschaffenen Tiefgarage auf dem Grundstück untergebracht. (sbm)
Fotos: Sebastian van Damme
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Frauke | 06.02.2023 14:12 UhrGröße ist relativ
@arcseyler.
Man sollte aber auch bedenken dass die Niederländer die größten die Menschen der Welt sind (1,84m für Männer und 1,70 für Frauen). Was Sie also als Größenwahn bezeichnen ist möglicherweise einfach nur den physischen Merkmalen in Relation zur Architektur geschuldet.
Aber im Ernst. Die Niederländer wegen Ihrer Neubaukultur ganz pauschal so als größenwahnsinnig zu verunglimpfen, vor allem vor dem Hintergrund der deutsch-niederländischen Geschichte finde ich sehr unschön unseren Nachbarn gegenüber. Die Niederländer hätten zB. sicherlich auch noch gerne ihr altes 2-4 geschossenes Rotterdam behalten, die (zu dieser Zeit tatsächlich größenwahnsinnigen) Deutschen hatten aber andere Pläne.