Der dicht besiedelte, multikulturelle Brüsseler Stadtteil Molenbeek gilt schon lange als sozialer Brennpunkt und geriet als Wohnort der Attentäter der Terroranschläge in Paris im November 2015 unter Islamismusverdacht. Seitdem versucht man, dem schlechten Ruf nicht zuletzt durch Investitionen in die öffentliche Infrastruktur zu begegnen. Unabhängig davon, ob diese einer Schule oder einem Sportzentrum zugute kamen, bestachen die umgesetzten Vorhaben immer wieder auch durch ihren architektonischen Anspruch. Entsprechende Ambitionen lassen sich ebenso der Umgestaltung eines vormals zum großen Teil gewerblich genutzten Bestandskomplexes an der Place de la Duchesse de Brabant attestieren. Er wurde nach Plänen von Notan Office (Brüssel) in neuen Wohnraum transformiert.
Das entsprechende Grundstück umfasst ein Stadthaus aus den 1880er Jahren, hinter dem sich zwei Industriebauten und ein Innenhof befinden. Letzterer wurde in einen weitläufigen Garten umgewandelt, der allen Bewohner*innen offensteht und eine organische Verbindung zwischen den verschiedenen Baukörpern herstellt. Von den Architekt*innen als „microcity“ bezeichnet, wurde das Ensemble als kleine Stadt in der großen konzipiert. Dieser Idee folgend wird die Erdgeschosszone als Gemeinschaftsbereich mit halbprivaten Gärten und Wohnräumen bespielt. So finden sich unter dem zentralen Volumen Fahrradabstellplätze und ein kleines Atelier mit Glasbausteinen.
Unter Wahrung der äußeren Gestalt nahmen Notan Office im Inneren des südlich gelegenen historischen Wohnhauses lediglich kleinere Umbauten vor. In drei Einheiten gegliedert, werden das Erdgeschoss sowie der erste Stock durch eine Maisonette eingenommen. Zwei kleinere Wohnungen sind auf den darüber liegenden Ebenen zu finden. Vom mittleren Gebäude, einer Remise, blieb lediglich die Ziegelfassade erhalten, hinter der drei weitere Wohneinheiten entstanden. Die Neukonstruktion wird jedoch teilweise von der Betonstruktur des ehemaligen Lagerhauses getragen.
Abgebrochen und durch ein Doppelhaus ersetzt wurde hingegen der nördliche Baukörper. In rote Fliesen gekleidet und mit zwei Sheddächern ausgestattet, die seine Zweiteilung widerspiegeln, knüpft er optisch an die industrielle Geschichte des Ortes an. Ganz generell wurde großes Augenmerk wurde auf die Materialien gelegt, die sowohl im Außen- als auch im Innenbereich so gezeigt werden, wie sie sind. Viele bereits vorhandene Elemente wurden wiederverwendet, neu interpretiert und umgestaltet.
Die Kosten für die Erstellung der acht Wohneinheiten, die sich allesamt in privatem Eigentum befinden und insgesamt 1.080 Quadratmeter Wohnfläche bieten, beliefen sich auf 1,7 Millionen Euro. (ree)
Fotos: Stijn Bollaert
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arcseyler | 20.04.2023 18:49 Uhr..........
Ein Hof mit einer Möblierung wie eine Inneneinrichtung. Eine Inszenierung wie auf einer Bühne, einem Set. Was das mit einem macht wenn man drin wohnt?