Nach fünf Jahren Bauzeit ist die neue Aussichtsplattform am Flughafen Tempelhof in Berlin eröffnet. Sie befindet sich auf dem sogenannten Kopfbau West, wo auch die historische Kanzel des Towers liegt. Der Aufstieg über eine hängende Treppe seziert die Geschichte des Hauses. Die Aussicht ist spektakulär.
Von Friederike Meyer
Die nun abgeschlossenen Umbaupläne stammen vom Büro :mlzd (Biel/Berlin). Bauherrin ist die Tempelhof Projekt GmbH, die das Land Berlin im Jahr 2011 für Sanierung, Bewirtschaftung und Entwicklung des Denkmals gegründet hatte. Die Baukosten werden mit 39,9 Millionen Euro angegeben.
Der im Wettbewerb 2016 siegreiche Entwurf von :mlzd überzeugte die Jury damals „durch die gelungene Verbindung zeitgemäßer Nutzungsangebote mit einem sensiblen Eingehen auf die sehr heterogene Substanz des bestehenden Bauwerks“. Diesen Eindruck bestätigt nun auch die Realität. Der Umbau setzt Maßstäbe für das weitere Vorgehen am Gebäude. Seit dem Baustart 2017 haben die Beteiligten an der denkmalgerechten Sanierung und am Zugang des Kopfbau West (der de facto den südlichen Abschluss des bogenförmigen Gebäudekomplexes markiert) gearbeitet.
Das oberste Geschoss ist für Veranstaltungen und Ausstellungen hergerichtet, das Haupttreppenhaus dürfte schon jetzt ein Referenzprojekt der Denkmalpflege sein. Denn dort hängt nun eine neue Stahltreppe die mal über, mal neben dem denkmalgeschützten Bestand verläuft, der den heutigen Anforderungen statisch nicht mehr gewachsen war. Die gesamte neue Treppenanlage berührt den Bestand nicht, sondern ist abgehängt. Ein eindrucksvolles Detail sind die Löcher, die durch den Bestand gebohrt wurden und durch die die Stäbe geführt werden, an denen wiederum die Treppe hängt.
Als Skulptur ist diese Treppe ein Erlebnis für sich, macht sie doch die historischen Phasen in ihrer ganzen räumlichen Komplexität erfahrbar. Beispielsweise wurde das breite Treppenhaus nie komplett ausgebaut. Der Treppenlauf führt das Publikum sowohl durch den einst ausgebauten Teil des Treppenhauses als auch durch den im Rohbau belassenen. Von dieser seltsamen Nutzungsgeschichte erzählt auch eine historische Trennwand, die als Relikt stehengeblieben ist.
Auf Ebene 6 endet das Treppenhaus in einer Halle mit neuem Oberlicht, die die Ausstellungs- und Eventfläche, die Dachterrasse und die künftige Geschichtsgalerie erschließt, die einmal über das Dach des gesamten Flughafengebäudes führen soll. Zwei neue Aufzüge sind ebenfalls hinzugekommen.
Nachdem 2020 im zentralen Teil des Flughafengebäudes das Besucherzentrum Check-In eröffnet wurde, ist der THF Tower am südlichen Ende der gewaltigen Anlage nun der zweite dauerhaft für die Öffentlichkeit zugängige Bereich. Das in den 1930er Jahren nach Plänen von Ernst Sagebiel errichtete Flughafengebäude steht unter Denkmalschutz und gehört dem Land Berlin. Der Flughafen wurde 2008 geschlossen.
Fotos: Andreas Tschersich, Tempelhof Projekt GmbH
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Seit dem 15. Juli 2023 ist der THF Tower donnerstags bis sonntags geöffnet. Tickets gibt es unter www.thf-berlin.de.
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Manuela Myszka | 17.08.2023 23:57 UhrAbsolut nicht barrierefrei!!!
Das Titel-Foto ließ es erahnen - der Besuch d. Terrasse offenbarte d. Katastrophe: f. Blinde u. Sehbehinderte wg. nicht (bzw. erst nach einem Sturz) wahrnehmbare Schleppstufen! Leider wg. hoher Unfallgefahr eine "No-Go-Area" f. Behinderte!!