Ein Gewölbekeller in einem Fachwerkhaus aus dem 17. Jahrhundert – das klingt nach viel altem Stein, vielleicht sogar nach einem urigen Weinkeller. Dass ein solcher Raum auch sehr zeitgenössisch sein kann, beweisen Baumhauer Architekten aus Berlin mit ihrem kleinen Umbau im Institut für Personengeschichte in Bensheim an der Bergstraße in Südhessen. Getragen von einer eigenen Stiftung, arbeitet das kleine geschichtswissenschaftliche Institut vor allem im Bereich der historischen Biographie-Forschung.
Aufgabe war die Transformation eines fensterlosen Kellers in einen Seminar- und Leseraum. Nicht die Haptik und Optik der alten Steine interessierte, sondern der pure Raum an sich. Deshalb setzten die Architekten vor das alte Gemäuer eine diffusionsoffene Vorsatzschale, die mindestens drei Funktionen erfüllt.
Erstens kann die natürliche Feuchtigkeit des Gewölbes über zirkulierende Luft im Zwischenraum von Alt und Neu abgeleitet werden. Zweitens konnten technische Einbauten und Akustikmaßnahmen in der Vorsatzschale untergebracht werden. Drittens lenkt die eingebaute Raumhülle in ihrer strahlenden Glätte und strengen Reduktion die Aufmerksamkeit auf die Qualitäten des Raums als Raum. Nicht nur das große Hauptgewölbe, sondern gerade die Details, Ecken und stereometrischen Verschneidungen erfahren dadurch eine besondere Aufmerksamkeit.
Ein langer Tisch aus Eichenholz bietet Platz für 16 Personen. Gestalterischer Clou des Umbaus ist nicht zuletzt die hinterleuchtete Glasfläche mit halbrundem Abschluss an einer Stirnseite des Tisches, die geradezu sakral zu strahlen scheint. Eine Teeküche in dunklem Holz und eine Toilette gehören ebenfalls zum Raumprogram. Der Zugang erfolgt über zwei Treppen. Zusätzlich zur bestehenden, bauten die Architekten eine weiße Wendeltreppe ein, die das neu erstrahlende Gewölbe an die Räume des Instituts im Erdgeschoss anbindet. (gh)
Fotos: Jan Bitter
Dieses Objekt & Umgebung auf BauNetz-Maps anzeigen: