Denkmalgeschützte Getreidesilos für Medizin- und Gewerbenutzungen umzubauen, ist ein herausforderndes Vorhaben, aber nicht unmöglich, wie ingenhoven associates an den Silos der ehemaligen Plange Mühle im Düsseldorfer Hafen beweisen. Der Mühlenkomplex wurde im Jahr 1906 von den Hamburger Architekten Raabe & Wöhleke erbaut. Über Jahrzehnte produzierte man hier Mehl für Europas führende Marke „Diamant-Mehl“. Durch Umbauten wurde der Baukomplex mehrmals verändert. Nur die sogenannten Holz- und Betonsilos, die Werkstätten, der adlergeschmückte Turm und die ehemaligen Stallgebäude haben sich erhalten. Sie stehen heute unter Denkmalschutz
Der kürzlich fertiggestellte Umbau des Betonsilos ist Teil des Plange Mühle Campus – ein neuer Ort für kreative Industrien und Handelsfirmen. Hier konnten ingenhoven associates bereits das benachbarte Holzsilo in Lofts umwandeln. Diesmal war die Aufgabe weitaus anspruchsvoller, denn bei dem Betonsilo handelt es sich um zehn hohe Betonröhren, die aus denkmalpflegenden Gründen auf ungewöhnliche Weise umgebaut werden mussten.
Wie werden also 30 Meter hohe Stahlbetonsilos umgebaut? „Von innen und oben“, erklären die Architekt*innen. Die Silos wurden oben geöffnet und die Baustellenlogistik von dort aus betrieben. In Abstimmung mit dem Denkmalamt wurden die einzelnen Röhren längsseitig aufgeschnitten. Die inneren Silowände wurden teilweise abgebrochen, um sieben Geschossdecken einzuziehen. Schließlich wurden Fensteröffnungen in die Rohre geschnitten. Nur eine an das Holzsilo angrenzende Siloröhre erhielt man als Denkmal im originalen, fensterlosen Zustand. Sie nimmt das Haupttreppenhaus samt Aufzüge auf. Der verbindende Riegel, der sich auf dem Dach über den gesamten Komplex aus Beton- und Holzstilos hinweg erstreckt, wurde umgebaut. Bodentiefe Fenster und Türen öffnen sich nun zu Terrassen.
Die ersten Etagen wurden direkt nach der Baufertigstellung im Jahr 2022 von einer radiologischen Praxis (Planung: two_space + product, Ratingen) sowie einer orthopädischen Privatklinik (Planung: Rischko Praxisarchitektur, Odenthal) bezogen. Die weiteren Etagen sollen medizinnahe Nutzungen sowie Büro beherbergen. Insgesamt umfasst das Projekt circa 6.000 Quadratmeter Bruttogrundfläche. Die Architekt*innen arbeiteten seit 2018 im Auftrag des Bauherren harbour properties an dem Projekt. (iva)
Fotos: HG Esch
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mr-arcgraph | 07.02.2023 10:57 UhrUnproportional
Immerhin, daß solche Silos durch Umnutzung erhalten werden, obwohl hoher Aufwand nötig ist.
Passender hätte ich schmale, hochrechteckige Fenster gefunden, die die Vertikale dieser Zylinder betont hätten. So wirkt es nur wie eine gewellte Lochfassade.
»jeglichen Charmes beraubt« trifft es.